11. März 2007

Präsidentschaftswahlen in Frankreich: Die aktuelle Lage

Seit meinem letzten Beitrag zur Lage vor den französischen Präsidentschaftswahlen hat sich die Situation bemerkenswert verändert.

François Bayrou, vor drei Wochen noch ein in Deutschland weithin unbekannter Außenseiter, hat seinen Aufwärtstrend in der vergangenen Woche steil fortgesetzt. Das zeigen die Daten aller Institute (auf "Consultez les évolutions des intentions de vote" klicken), und bei einigen liegt er mit über zwanzig Prozent schon mehr oder weniger gleichauf mit Ségolène Royal.

Royal hat spiegelbildlich verloren, aber auch Sarkozy zeigt jetzt einen leichten Abwärtstrend. Le Pen liegt stabil bei zehn bis fünfzehn Prozent.



Ich war bisher sehr skeptisch, was Bayrous Chancen im ersten Wahlgang angeht; obwohl - oder gerade weil - ich mich über einen Präsidenten Bayrou sehr freuen würde. Gudrun Eussner ist anderer Meinung, und es sieht jetzt so aus, als könnte sie vielleicht doch Recht behalten. (Sie sieht freilich Bayrou skeptischer als ich; vielleicht hat sie ja auch darin Recht).

Allerdings scheint mir immer noch ein Faktor dafür zu sprechen, daß Ségolène zweite wird: Die Erinnerung der Linkswähler an die Wahlen vor fünf Jahren, als Jospin herausfiel, weil viele Wähler ihre Stimme linksextremen Kandidaten gegeben hatten in der Absicht, im zweiten Wahlgang dann Jospin zu wählen.

Ich könnte mir denken, daß viele von denen jetzt zähneknirschend schon im ersten Wahlgang Royal wählen werden, um nicht noch einmal dasselbe Debakel der Linken zu verursachen. Und erwarte also, daß Royal ihren Wahlkampf jetzt stärker auf die "republikanische Solidarität" der gesamten Linken ausrichten wird.

Denn in der Mitte kann sie gegen Bayrou nicht bestehen, das wird immer deutlicher.