14. September 2007

Randbemerkung: Präsident Bush, Bill Gates und die Kindersterblichkeit

Es ist ein Sachverhalt, auf den man meist nur am Rande stößt, wenn man sich die Lebensdaten bedeutender Menschen des achtzehnten, teils auch noch des neunzehnten Jahrhunderts ansieht: Wie fürchterlich hoch damals die Kindersterblichkeit gewesen ist.

Sie hatten fast alle ein halbes Dutzend bis ein Dutzend Geschwister, die Menschen dieser Jahrhunderte, manche noch mehr. Von diesen überlebte nur eine Minderheit. Lessing hatte elf Geschwister, von denen die meisten im Kindesalter starben, Kant zehn, von denen immerhin fünf die Pubertät erreichten.

In den Industrieländern hat sich das im Zwanzigsten Jahrhundert drastisch geändert. Jetzt scheint es sich weltweit zu ändern. Eine bemerkenswerte Entwicklung.



Gestern hat UNICEF eine Pressemitteilung herausgegeben, die diesen Trend eindrucksvoll dokumentiert.

Die Zahl der Kinder, die im im Alter von unter fünf Jahren starben, ist erstmals unter 10 Millionen gefallen (auf 9,7 Millionen). 1990 hatte sie noch bei 13 Millionen gelegen. Im Jahr 1960 waren, wie die "International Herald Tribune" in ihrem Bericht dazu schreibt, noch 20 Millionen Kinder gestorben, obwohl damals die Weltbevölkerung weit niedriger lag als heute.

Mir erscheinen derartige Zahlen erwähnenswert, weil wir ja in der Regel mit Negativ- Meldungen versorgt werden, was die Lage der Armen in der Welt angeht. Tatsächlich sinkt die Armut weltweit, verbessern sich die Lebensverhältnisse in den meisten Teilen der Welt.

Der jetzige Rückgang der Kindersterblichkeit ist besonders ausgeprägt in Lateinamerika und der Karibik, in Mittel- und Osteuropa, in der ehemaligen Sowjetunion, Ostasien und dem Pazifik- Raum.

Hinter der weltweiten Entwicklung zurück bleiben Südasien und vor allem das Afrika südlich der Sahara. Dort starben fast die Hälfte (4,8 Millionen) der Kinder, die nicht das Alter von fünf Jahren erreichten. Jedoch wird auch von dort ein positiver Trend gemeldet; so von Malawi, Äthiopien, Namibia, Niger, Ruanda und Tansania.



Diese Fortschritte gehen auf bessere medizinische Versorgung, Verbesserungen in Ernährung und Hygiene, wesentlich auch auf die Eindämmung der Malaria zurück.

Wer ist für diese Verbesserungen verantwortlich? Der Bericht sagt dazu:
Interestingly, Unicef officials said, the new estimate comes from household surveys done in 2005 or earlier, so they barely reflect the huge influx of money that has poured into third world health in the last few years from the Global Fund to Fight AIDS, Tuberculosis and Malaria; the Gates Foundation; and the Bush administration's twin programs to fight AIDS and malaria. For that reason, the next five-year survey should show even greater improvement, they said.

Wie UNICEF-Mitarbeiter sagten, ist zu beachten daß sich diese neue Schätzung auf Haushalts- Befragungen stützt, die bis 2005 stattfanden. Sie spiegeln also noch kaum den riesigen Geldzufluß in das Gesundheitswesen der Dritten Welt wider, der in den vergangenen Jahren von folgenden Institutionen gekommen ist: Dem Weltfonds zur Bekämpfung von AIDS, Turberkulose und Malaria; der Gates- Stiftung; dem Doppelprogramm der Regierung Bush zur Bekämpfung von AIDS und Malaria. Deshalb sind nach ihrer Aussage von der nächsten Fünfjahres- Erhebung sogar noch größere Verbesserungen zu erwarten.
Nicht wahr, das ist interessant? Der Weltfonds zur Bekämpfung von AIDS, Tuberkulose und Malaria ist eine Organisation, die Regierungsmittel und Privatspenden einwirbt. Nach den Angaben in der Wikipedia tragen die USA 700 Millionen Dollar zum Etat des Fonds bei; die Bill- Gates- Stiftung hat im August 2006 500 Millionen Dollar beigesteuert.

Daneben gibt es die eigenen Programme der Bill Gates Foundation und der US-Regierung.



Es sind die kapitalistischen Länder, es sind vor allem die USA, es ist die Regierung Bush, es ist der Superreiche Bill Gates, die wesentlich verantwortlich sind für die Verbesserung der Weltgesundheit; von deren finanziellen Beiträgen ein weiterer Rückgang der Kindersterblichkeit erwartet wird.

Hat das ihr Ansehen verbessert? Wohl kaum.

Sie sind nun einmal in den Augen Vieler - gerade auch in Deutschland - Kapitalisten, Neoliberale, Imperialisten, also Ausbeuter, Feinde der Völker und besonders der Armen. Egal, was sie tun.

"Tut nichts, der Jude wird verbrannt" heißt es im "Kaufmann von Venedig".
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