26. November 2007

Deutschland im Öko-Würgegriff (1): Ein ganz normales Wochenende

Der Traum des kommunistischen Theoretikers Wolfgang Harich von einer Gesellschaft, in der wir Bürger "mittels Umerziehung und aufklärender Überzeugung, doch, falls nötig, auch durch rigorose Unterdrückungsmaßnahmen" alle zu ökologisch korrekten Menschen gemacht werden, rückt der Erfüllung näher.

Hier sind drei Meldungen von diesem Wochenende, von einem ganz normalen Wochenende.



Meldung Nummer eins: "Jeder zweite der rund 14 Millionen deutschen Kamin- oder Kachelöfen muss bald mit einem Rußfilter gegen Feinstaub nachgerüstet oder durch eine neue Anlage ersetzt werden." So sieht es eine geplante Verordnung des Umweltministeriums vor.

Wo Rauch ist, da ist auch Feuer. Bisher war, wo Feuer ist, meist auch Rauch. Rauch fällt heute unter "Feinstaub" und ist also etwas, das bekämpft werden muß. Nämlich durch einen Filter gefangen, damit er nicht, wie bisher, in die Welt entweicht.

Seit ungefähr 1,5 Millionen Jahren, seit der Homo Erectus die Nutzung des Feuers erfand, haben Menschen Feinstaub erzeugt, indem sie Holz, später Kohle verbrannten, damit sie es warm hatten, um ihre Nahrung zu bereiten und weil es am Feuer so schön gemütlich ist.

1,5 Millionen Jahre lang war niemandem unserer Vorfahren bewußt, was er da für eine Sünde beging. (Auch ich habe, nichtsahnend sündigend, in aller Unschuld jahrelang täglich den Ofen im Kinderzimmer bestückt, der allerlei Holz verbrannte, sogar Sägespäne). Der deutschen Bundesregierung des Jahres 2007, repräsentiert durch ihren Umweltminister Gabriel, ist es vorbehalten, dem jetzt ein Ende zu machen.

Und das wird uns ganz schön treffen, wie alles, was uns unsere Sünden austreibt.

Denn, so lesen wir es in der FAZ: "Wie sich bei Altöfen der Feinstaubausstoß reduzieren lässt, ist umstritten. So scheidet eine zentrale Filteranlage im Bereich des Schornsteins wegen des unverhältnismäßig hohen Aufwands aus. Woran man denkt, sind Filter, die zwischen Ofen und Schornstein installiert werden. An solchen Lösungen wird zwar gearbeitet, verfügbar sind sie jedoch noch nicht. Auch Kosten, die mit der Nachrüstung verbunden sind, können daher heute noch nicht benannt werden."

Macht nichts, verordnet wird erst einmal. Wolfgang Harich dürfte auf seiner Wolke sitzen und vergnügt lächeln.



Meldung Nummer zwei: "Hermann Scheer ... will den Atomkraftwerks- Block Biblis A nicht wieder ans Netz gehen lassen. 'Biblis A ist gegenüber den Gefahren des Atomterrorismus das größte anzunehmende Risiko und muss deshalb definitiv abgeschaltet bleiben', sagte Scheer am 26. November." Diese Meldung ging heute durch die Medien, hier zitiert nach der Internet- Zeitung "ngo-online".

Wenn es nach Scheer, Bundestagsabgeordneter und "Energieexperte" der SPD, ginge, dann würden wir also vor dem Terrorismus sozusagen vorauseilend kapitulieren. Nach dem Prinzip: Wenn die Gefahr besteht, daß Terroristen ein Objekt angreifen - dann beseitigen wir eben dieses Objekt.

Die Amerikaner sind noch nicht so weit; dort wird ja auf Ground Zero wieder gebaut.

Wie ist dem Hermann Scheer diese Idee gekommen, das AKW Bliblis A zu schließen, damit Terroristen es nicht mit unabsehbaren Folgen angreifen können? Nun, eine Vereinigung namens Eurosolar hat beim hessischen Öko- Institut Darmstadt eine Untersuchung in Auftrag gegeben, die zu dem Ergebnis kommt, daß ein Terrorangriff auf Biblis A Radioaktivität freisetzen würde, die bis nach Berlin, Prag, Paris gelangen könnte.

Diese Untersuchung stellte Hermann Scheer in Wiesbaden vor.

Warum gerade er? Nun, er ist Präsident von Eurosolar.

Aber warum gerade in Wiesbaden, der Hauptstadt Hessens, wo doch Eurosolar seinen Sitz in Bonn hat? Und wo doch Scheer Abgeordneter des Wahlkreises 265 (Waiblingen) in Baden- Württemberg ist?

Nun, Hermann Scheer ist - so steht es in der eingangs zitierten Meldung dort, wo ich die Auslassungs- Pünktchen gesetzt habe - Schattenminister von Andrea Ypsilanti (SPD) in Hessen. Also Wahlkämpfer zu den bevorstehenden Landtagswahlen. So fügt sich alles zusammen - die Untersuchung eines hessischen Öko-Instituts über ein hessisches AKW, in Auftrag gegeben von einem Bonner Institut, dessen Vorsitzender ein württemberger Abgeordneter ist.

Wolfgang Harich dürfte auf seiner Wolke sitzen und breit grinsen.



Meldung Nummer drei: "Die Grünen wollen den Weg in die 'solare Gesellschaft' ebnen. Sie verabschiedeten ein Programm für 'Klimaschutz ohne Wenn und Aber'. Dieser soll Grundlage jeglicher Politik sein und als Staatsziel in die Verfassung aufgenommen werden. Neben dem Atomausstieg fordern die Grünen auch einen Ausstieg aus der Kohle." So kann man es zum Beispiel heute in der net tribune lesen.

Sehen Sie nun, lieber Leser, wie sich überhaupt alles zusammenfügt? Die AKWs werden abgeschaltet. Die Kohlekraftwerke werden abgeschaltet. Wer glaubt, er käme angesichts der damit logischerweise massiv steigenden Strompreise davon, indem er zu Hause mit Holz heizt, dem wird das ebenfalls durch drakonische Vorschriften vermiest.

Kurz, "mittels Umerziehung und aufklärender Überzeugung, doch, falls nötig, auch durch rigorose Unterdrückungs- maßnahmen" wird man uns, siehe oben, schon die ökologische Korrektheit beibringen.

Wolfgang Harich dürfte auf seiner Wolke sitzen und sich laut lachend auf die Schenkel klopfen.




Dies ist die erste Folge einer Serie, die, wie ich fürchte, viele Folgen haben wird.

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