28. Februar 2008

Zitat des Tages: "Juden kamen kaum vor"

Ich habe keine Schulwoche erlebt, in der nicht über den Nationalsozialismus gesprochen wurde. (...) Allerdings wurden im Unterricht nur Kommunisten als Opfer vermittelt. Juden kamen kaum vor, und wenn, dann Juden, die Freunde der Kommunisten waren, nicht aber in der Dimension und Singularität der Shoah. Das Zweite, was uns in der Schule offiziell vorgegaukelt wurde, war, dass die DDR mit diesem Nationalsozialismus gar nichts zu tun gehabt hat, sondern Nationalsozialismus ein rein westdeutsches Problem war.

Angela Merkel in einem lesenswerten Interview mit Evelyn Roll im heutigen "Süddeutsche Zeitung Magazin", in dem sie über ihre Jugend in der DDR und vor allem das Jahr 1968 spricht.

Kommentar: Daß in der DDR der Nationalsozialismus nie aufgearbeitet wurde, ist ein meines Erachtens unterschätzter Aspekt des Erbes der DDR und vermutlich einer der Gründe dafür, daß in den Neuen Ländern die Neonazis erfolgreicher sind als in der alten Bundesrepublik. Statt sich ernsthaft mit dem Nazismus auseinanderzusetzen, haben die Machthaber der DDR die Befassung mit ihm lediglich als ein Mittel der Agitation und Propaganda benutzt.

Für Kommentare und Diskussionen zu diesem Beitrag ist in "Zettels kleinem Zimmer" ein Thread eingerichtet. Wie man sich dort registriert, ist hier zu lesen. Registrierte Teilnehmer können Beiträge schreiben, die sofort automatisch freigeschaltet werden.