11. August 2008

Zitate des Tages: Zwei britische Stimmen zur russischen Invasion Georgiens

Russia has never accepted the loss of the old Soviet empire. Like British Right- wingers who dream of the days when the Union flag fluttered over parts of the world where English was spoken, the Russians still feel the loss of status when the end of communism forced the Kremlin to disgorge the Baltic states, Ukraine and Georgia.

(Rußland hat niemals den Verlust des alten Sowjetreichs akzeptiert. Briten vom rechten Flügel träumen von den Tagen, wo der Union Jack über Weltgegenden wehte, in denen Englisch gesprochen wird. Ebenso spüren die Russen noch immer den Statusverlust, als das Ende des Kommunismus den Kreml zwang, die Baltischen Staaten, die Ukraine und Georgien abzustoßen.)

Der britische Labour- Abgeordnete Denis MacShane, Europaminister unter Tony Blair, in einem Gastkommentar im heutigen Telegraph.



On a strategic level, this is a turning point. For years, Russia was powerless to prevent its former satellites in Eastern Europe from joining the European Union. Even when Estonia, Latvia and Lithuania - not satellites, but actually part of the Soviet Union - joined Nato in 2004, Russian objections were roundly ignored. (...)

In invading South Ossetia, Russia has drawn a line in the sand. Diplomatically, Russia may still be weak - but on the ground, there's no arguing with a column of T-90 main battle tanks.

By sending tanks against Saakashvili, the West's darling, Russia has marked a point where Western influence over the former Soviet Union has begun to roll back. What Russia's nervous neighbours will be asking themselves in the wake of the Ossetian invasion is just how far in the other direction Russia now plans to roll its own influence.


(Auf einer strategischen Ebene ist dies ein Wendepunkt. Jahrelang war Rußland machtlos, seine früheren osteuropäischen Satelliten am Beitritt zur Europäischen Union zu hindern. Selbst als Estland, Lettland und Litauen - keine Satelliten, sondern sogar einmal Teil der Sowjetunion - 2004 der Nato beitraten, wurden die russischen Einwände schlichtweg ignoriert (...).

Mit der Invasion Südossetiens hat Rußland eine Linie gezogen. Diplomatisch mag Rußland immer noch schwach sein - aber im Feld läßt sich gegen eine Kolonne von T-90- Kampfpanzern nicht argumentieren.

Indem es Panzer gegen Saakaschwili schickt, den Liebling des Westens, hat Rußland einen Punkt markiert, von dem aus der westliche Einfluß auf die ehemalige Sowjetunion von jetzt an im Rückzug begriffen sein wird. Was sich die nervös gewordenen Nachbarn nach der Invasion Ossetiens fragen werden, das ist, wie weit jetzt Rußland seinen eigenen Einfluß in die umgekehrte Richtung voranschieben wird.)

Der Rußlandexperte Owen Matthews in der heutigen Mail Online über die Folgen der russischen Invasion Georgiens.



Kommentar: Im russischen Propagandasender Russia Today war gestern immer wieder Wladimir Putin in der Pose des Feldherrn zu sehen, der von Nordossetien aus den Feldzug leitet. Medwedew ist in den Hintergrund getreten.

Die Invasion Georgiens mag auch energiepolitische Gründe haben (die einzige Pipeline von den Feldern des Kaukasus in den Westen, die bisher nicht unter russischer Kontrolle war, verläuft über Georgien), aber die Signalwirkung dürfte wichtiger sein.

Rußland vertritt seine Interessen gegebenenfalls auch mit Panzern; das ist die Botschaft.



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