18. September 2008

Der 44. Präsident der USA (20): Ende des Palin-Hasses? Nicht ganz ...

"Ende des Palin- Hasses?" hatte ich mich verlesen. Aber in "Spiegel- Online" stand: "Ende der 'Palin- Hausse'?: Finanzkrise holt Wahlkampf ein". Als Hinweis auf ein Video.

Nein, auf ein Ende des Palin- Hasses wird McCain nicht rechnen dürfen. Der sitzt zu tief; da geht es um die Arroganz gegenüber einer Frau, die erfolgreich ist, ohne sich dem feministischen Rollenklischee der emanzipierten Frau zu fügen.

Wie ist das nun aber mit der Palin- Hausse? Es sieht aus, als sei in der Tat der Höhenflug des Tickets McCain/Palin erst einmal vorbei.

Im Poll of Polls von Pollster liegt jetzt Obama wieder vorn, erstmals seit dem Parteitag der Republikaner. Auch im Gallup Daily Tracking hat Obama gestern zum ersten Mal seit dem 3. September McCain wieder überholt.

Es ist zu früh, zu sagen, ob das schon eine längerfristige Trendwende ist. Aber es könnte so sein, und zwar aus - schreibt der sehr zuverlässige Wahlblog FiveThirtyEight - drei Gründen:

Erstens schadet die jetzige Turbulenz auf den Finanzmärkten McCain, denn sie wird natürlich überwiegend dem freien Markt zugerechnet, für den er mehr steht als Obama.

Zweitens war der bisherige Höhenflug McCains zumindest zum Teil der übliche Convention Bounce, der Zuwachs, den jede Partei für einige Tage nach ihrem Parteitag mit aller seiner Publicity hat. Vielleicht diesmal wegen der überraschenden Nominierung von Palin etwas länger als üblich.

Und drittens, schreibt FiveThirtyEight, könnte in der Tat Sarah Palin eine Rolle spielen. Von allen vier Kandidaten auf den beiden Ticktes hat sie inzwischen die schlechtesten Zustimmungswerte. Die Differenz zwischen positiver und negativer Beurteilung beträgt nur noch +7 Punkte; vor einer Woche lag sie noch 10 bis 15 Punkte höher.

Die Kampagne gegen Palin ist offenbar nicht ohne Wirkung geblieben. (Obama- Anhänger sagen natürlich: Die Leute mögen sie jetzt weniger, weil sie mehr über sie erfahren haben). Sarah Palin polarisiert jetzt; wie früher Hillary Clinton, die zwar viele begeisterte Anhänger, aber auch besonders viele rigorose Gegner hatte.



Man kann die Daten freilich auch anders sehen: Da kracht es im kapitalistischen Finanzsystem wie schon lange nicht mehr - und McCain/Palin liegen immer noch nur zwei Prozentpunkte hinter Obama/Biden.

Wenn gewählt wird, dann wird die jetzige Krise vermutlich vergessen sein. Bis dahin ist ein Unterschied von zwei Prozentpunkten leicht aufgeholt.



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