19. Oktober 2008

Kurioses, kurz kommentiert: "Debakel", "Peinliche Panne". Warum löst Sarah Palin Haß und Häme aus? Man könnte ins Psychologisieren kommen ...

  • Saturday-Night-Live-Debakel: Sarah Palin floppt in der Comedy-Show

  • Kampf ums Weiße Haus: Obama hängt McCain bei Wahlwerbung ab

  • Wahlempfehlung: US-Zeitungen schlagen sich auf Obamas Seite

  • US-Wahlkampf: Ex-US-Außenminister Powell will Obama wählen

  • Peinliche Panne: US-Regierung weiht Palin nicht in Irak-Pläne ein
  • Dies waren heute am frühen Nachmittag die fünf ersten Schlagzeilen bei "Spiegel- Online".

    Kommentar: Daß "Spiegel- Online" über den US-Wahlkampf ungefähr so ausgewogen berichtet, wie einst Karl- Eduard von Schnitzler die Verhältnisse in der Bundesrepublik dargestellt hat, ist nun gewiß keine Neuigkeit mehr. Daran noch einen Gedanken zu wenden wäre albern.

    Aber woher rührt diese besondere Haß, diese Häme, die sich gegen Sarah Palin richtet? Allein am Politischen kann es nicht liegen; in dieser Hinsicht ist sie nicht auffälliger konservativ als, sagen wir, der freundliche Pastor Huckabee.

    Es muß wohl etwas mit der Person zu tun haben.

    Sarah Palin wirkt ausgesprochen selbstsicher, ja selbstbewußt. Insofern entspricht sie dem Rollenklischee der emanzipierten Frau.

    Aber zugleich torpediert sie dieses Rollenklischee: Sie ist nicht den mühsamen Weg der Karrierefrau gegangen. Was sie erreicht hat, das ist ihr fast zugeflogen. Sie ist emanzipiert, ohne sich so zu verhalten, wie der Feminismus das emanzipierten Frauen verordnet. Sie ist einerseits eine konservative Mutter, andererseits jagt und fischt sie im wilden Alaska, ganz wie ein Mann.

    Damit polarisiert Sarah Palin. Sie irritiert, weil man sie nicht mit dem Klischee des Heimchens am Herd abtun kann. Ihre Selbstsicherheit tut ein übriges, um Klischees, ja Archetypen zu aktivieren.

    Das sind - so könnte man psychologisieren - je nach persönlicher psychischer Konstitution desjenigen, der auf Palin reagiert, positive Klischees, wie ich sie hier beschrieben habe. Oder eben auch negative, die in Richtung Amazone, Domina und Flintenweib gehen; dergleichen. Nicholas Ray hat mit der Figur der Vienna in "Johnny Guitar" diesen Archetypen perfekt auf die Leinwand gebracht.



    Was ist von solchem Psychologisieren zu halten? Ich finde es amüsant, aber man sollte es - siehe die Kategorie, unter die ich diesen Artikel stelle - doch mehr unter "Kurioses" ablegen. Das sind Gedankenspiele, nicht beweisbar und nicht widerlegbar.

    Aber gelegentlich ein wenig spielen, das macht ja nicht nur Spaß, sondern es kann auch die eine oder andere Erkenntnis befördern. Finden Sie nicht?



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