26. November 2009

Gorgasals Kleinigkeiten: Diskriminierung. Igitt! Bäh!

Heute ein Reizthema: Diskriminierung.

In den USA war gestern einer der höchsten Feiertage: Thanksgiving. Heute ist ein weiteres säkulares Fest: Black Friday.

Black Friday, der "Schwarze Freitag", der Freitag nach dem Familienfest Thanksgiving, ist in den USA traditionell der Beginn der Weihnachtszeit. Insbesondere der Weihnachtseinkäufe. An diesem Freitag gibt es ebenso traditionell massive Preisnachlässe - dieses Jahr versuchen sich etwa Wal-Mart und Amazon.com gegenseitig in den Preisen für Bestseller in gedruckter und DVD-Form zu unterbieten. Unter den Schnäppchenjägern kommt es regelmäßig zu Todesfällen, weil jemand niedergetrampelt wird oder das Herz nicht mehr mitmacht. Es wird kolportiert, dass der Black Friday deswegen schwarz sei, weil an diesem Tag die Einzelhändler aus den roten Zahlen in die schwarzen kommen.

Was hat das mit Diskriminierung zu tun?

Der Black Friday ist ein wunderschönes Beispiel für Preisdiskriminierung.

Stellen wir uns eine Video-Spielkonsole vor, mit Herstellungskosten von 100 Euro. Nehmen wir an, es gebe zwei Videospieler, A und B.

A ist ein Technikfreak, der neue Technik immer sofort kauft, ein Early Adopter. A würde für die Spielkonsole bis zu 400 Euro zahlen.

B spielt auch gerne Videospiele, aber das Geld sitzt ihm nicht so locker. Vielleicht braucht er auch Bares für einen Kinobesuch, vielleicht trinkt er gerne ab und zu eine gute Flasche Wein, auf jeden Fall kauft er die Spielkonsole gerne für 200 Euro - aber mehr gibt er dafür nicht aus.

Der Hersteller würde natürlich am liebsten seine Spielkonsole an A für 400 Euro und an B für 200 Euro verkaufen, wenn er sie schon nicht an beide für 400 Euro oder noch mehr verkaufen kann. In diesem Fall macht er in Anbetracht der Herstellungskosten von 100 Euro bei A 300 Euro Gewinn (genauer: Deckungsbeitrag), bei B 100 Euro. Das ist auf jeden Fall besser, als die Konsole nur an A für 400 Euro zu verkaufen, weil ihm dann der Umsatz mit B entgeht.

Nur: wie soll der Hersteller das bewerkstelligen? Wenn er die Konsole für 200 Euro anbietet, dann werden A und B zuschlagen - und A freut sich ganz besonders, wäre er doch willens gewesen, doppelt so viel dafür hinzublättern. Wenn er die Konsole für 400 Euro in den Laden stellt, dann kauft A sie, aber B geht statt dessen ins Kino.

Der Hersteller würde also am liebsten die Kunden herausfinden, die bereit sind, mehr für seine Ware zu bezahlen, und diesen Kunden mehr abverlangen - er will also zwischen seinen Kunden diskriminieren, was ja nichts anderes als "unterscheiden" heißt. Noch viel schöner wäre es natürlich, wenn die Kunden von sich aus diese Diskriminierung durchführen, von sich aus unterschiedliche Preise zahlen würden.

Zum Beispiel kann der Hersteller seine Konsole im allgemeinen für 400 Euro anbieten. A wird sie dafür wahrscheinlich kaufen, B nicht. Aber sobald sie am Black Friday für 200 Euro angeboten wird, wird auch B zugreifen. Und wenn die Menschenmassen so extrem sind, dass A sich lieber nicht tottrampeln lässt und statt dessen die Konsole eine Woche früher zum Normalpreis von 400 Euro kauft, während B sich ins Getümmel stürzt, um die Konsole zum Schnäppchenpreis zu bekommen, dann haben sich die Kunden erfolgreich selbst diskriminiert: A zahlt 400 Euro, B 200 Euro.

Aber immerhin haben alle die Konsole zu einem Preis bekommen, mit dem sie einverstanden sind.

Viel Vergnügen bei den Weihnachtseinkäufen und der Schnäppchenjagd.



© Gorgasal. Das Beispiel habe ich schamlos bei Arnold Kling abgekupfert. Für Kommentare bitte hier klicken.