11. November 2009

Marginalie: John A. Muhammad wurde in der vergangenen Nacht hingerichtet

John A. Muhammad wurde in der vergangenen Nacht in einem Gefängnis des Staats Virginia, dem Greensville Correctional Center, durch die Giftspritze hingerichtet.

Erinnern Sie sich noch an den Fall? Im Oktober 2002 gab es in den US-Staaten Maryland, Virginia und in Washington, D.C., eine rätselhafte Serie von Morden. Zehn Menschen, zwischen denen es keine Verbindung gab, wurden auf offener Straße, beim Tanken, irgendwo in der Öffentlichkeit, erschossen.

Als wahrscheinlicher Täter wurde schließlich John A. Muhammad ermittelt. Diesen Namen hatte John Allen Williams angenommen, nachdem er zum Islam übergetreten war und sich einer extremistischen Bewegung angeschlossen hatte.

Er hatte für die Taten ein ehemaliges Polizeiauto umgebaut, aus dem heraus er schoß und mit dem er dann den Tatort sofort verließ. Zehn Morde konnten ihm eindeutig zugeordnet werden; die tatsächliche Zahl der Opfer wird höher geschätzt. Sein Komplice ware ein erst Siebzehnjähriger, Lee Boyd Malvo, der Mohammad offenbar hörig war.

Malvo, der zu einer lebenslänglichen Freiheitsstrafe verurteilt wurde, sagte aus, Muhammad habe einen dreistufigen Plan verfolgt.

Die erste Phase umfaßte Morde in der Hauptstadt Washington und benachbarten Staaten. Jede Tat wurde genau geplant und der Fluchtweg festgelegt. Das Ziel von Mohammad in dieser Phase war es laut Malvo, einen Monat lang täglich sechs Menschen zu töten. Dieser Plan hätte aber wegen unerwarteter Schwierigkeiten nicht in vollem Umfang realisiert werden können.

In der zweiten Phase wollte Muhammad - immer laut Malvo - seine Opfer gezielt in der Gegend von Baltimore aussuchen. Als erstes sollte eine schwangere Frau durch einen Bauchschuß getötet werden; danach ein Polizeibeamter. Beim Begräbnis dieses Beamten sollten mehrere Bomben hochgehen, um möglichst viele der an der Beerdigung teilnehmenden Polizeibeamten zu töten.

Phase drei wollte Muhammad danach, teils auch schon parallel dazu in Angriff nehmen. Die US-Regierung sollte mit Hinweis auf die geschehenen Morde erpreßt werden, Muhammad eine Summe von mehreren Millionen Dollar zu zahlen. Dann war die Übersiedlung nach Kanada geplant. Auf dem Weg dorthin wollte Muhammad möglichst viele Waisenhäuser, Erziehungsanstalten und ähnliche Einrichtungen besuchen, um dort junge Gefolgsleute zu rekrutieren, so wie Lee Boyd Malvo selbst einer war.

Diese jungen Männer wollte er nach Kanada mitnehmen und sie dort zu Scharfschützen ausbilden. Sie sollten dann in die USA geschickt werden, um Morde nach dem Vorbild der Taten von Muhammad selbst auszuführen.



Muhammad wurde mit der Giftspritze hingerichtet. In Virginia hätte er auch den elektrischen Stuhl wählen können, aber er weigerte sich, eine Wahl zu treffen.

Die Motive für die Morde wurden nicht aufgeklärt. Trotz überwältigender Indizien hat Muhammad die Taten nie gestanden.

Es ist unklar, welche Rolle persönliche Schwierigkeiten gespielt haben könnten; Muhammad war zweimal geschieden. Es wurde im Prozeß behaupet, sein eigentliches Ziel sei es gewesen, seine zweite Ex-Frau zu töten, um damit das Sorgerecht für drei Kinder zu bekommen. Ob politische Motive eine Rolle gespielt haben, ist ebenfalls ungeklärt geblieben. Das Gericht hat die Taten als terroristisch eingestuft.

Ein Versuch der Verteidigung, unmittelbar vor der Hinrichtung einen Aufschub durch das Oberste Bundesgericht zu erreichen, wurde abgelehnt. Drei Richter äußerten sich allerdings kritisch dazu, daß der Hinrichtungstermin so kurzfristig angesetzt worden sei. Der Gouverneur von Virginia, Time Kaine, ein Gegner der Todesstrafe, lehnte eine Begnadigung ab, weil er dafür keine Rechtfertigung sah.



Ich bin ein überzeugter Gegner der Todesstrafe und sehe diese Haltung auch durch Fälle wie diesen nicht widerlegt. Es gibt, außer in äußerster Notwehr, kein Recht, einen Menschen zu töten. Dieses Recht hat nicht der Einzelne, und dieses Recht hat auch der Staat nicht.



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