17. Mai 2010

Marginalie: Morgen ist in den USA "einer der wichtigsten Wahltage des Jahres"

Hier in Deutschland wird noch wenig darüber berichtet, aber in der amerikanischen Presse ist es eines der Hauptthemen: Morgen finden Primaries, also Vorwahlen, zu den Wahlen im kommenden November statt. Von "one of the most important voting days of the year" spricht die Washington Post, einem der wichtigsten Wahltage des Jahres. Es ist wieder einer jener "Super-Dienstage", an denen in einer Reihe von Bundesstaaten zugleich Vorwahlen stattfinden.

Dan Balz und Chris Cillizza, die Autoren des Artikels, sprechen von einer breiten Unzufriedenheit, die sich in den letzten Monaten entwickelt habe. Die Stimmung sei "anti-incumbent; anti-Obama; anti-establishment; anti-Washington" - gegen die jetzigen Mandatsträger, gegen Obama, gegen das Establishment, gegen Washington.

"The country thinks D.C. is totally dysfunctional and is sick and tired of it", meint dazu der politische Analytiker Matthew Dowd. Das Land denke, daß die Regierung in Washington überhaupt nicht funktioniere, und man sei es leid und habe die Nase voll.

Bereits bei den bisherigen Primaries traf es Mandatsinhaber, ob Demokrat oder Republikaner, die nicht erneut aufgestellt wurden. Morgen werden eine Reihe von Senatoren und Mitglieder des Repräsentantenhauses um ihre Kandidatur bangen müssen. Es sei ein "Kampf ums Überleben", meinen die Autoren. Besonders der Einfluß ultrakonservativer Wähler aus der "Tea-Party"-Bewegung wird gefürchtet.

Nicht nur diese wenden sich gegen Präsident Obama, sondern auch viele der Unabhängigen, die ihn im November 2008 gewählt hatten, sind inzwischen von Obama abgefallen. Sie werfen ihm, schreibt die Washington Post, eine Politik vor, die zur Polarisierung und damit zu den Erfolgen der Ultrakonservativen geführt habe.

Vor noch nicht eineinhalb Jahren hatte Präsident Obama sein Amt unter größeren Hoffnungen angetreten als irgend ein Präsident seit John F. Kennedy. Er wollte - so jedenfalls behauptete er es - die USA wieder nach vorn bringen, den Amerikanern neue Hoffnung geben, sie zusammenführen; und viele trauten es ihm zu.

Das Ergebnis ist ein deprimiertes, zerstrittenes und zunehmend auch verbittertes und wütendes Land.



© Zettel. Für Kommentare bitte hier klicken.