20. Juli 2010

Marginalie: Türkische Polizisten in Deutschland?

Zuerst hatte ich es für eine Satire gehalten, aber anscheinend ist es ernst gemeint. "Welt-Online" beispielsweise berichtet, mit dpa als Quelle:
Die Deutsche Polizeigewerkschaft will türkische Polizisten in sogenannte Problemviertel in Nordrhein-Westfalen schicken. Sie sollten sich um türkischstämmige Jugendliche kümmern.

"So geht es nicht weiter", sagte der Landesvorsitzende der Gewerkschaft, Erich Rettinghaus, in Duisburg. "Vielleicht ist das ein probates Mittel. Man sollte es ausprobieren. "Die Türken sollten in ihrer eigenen Uniformen gemeinsam mit NRW-Kollegen auf Streife gehen.
Diejenigen, um die es geht, sind keine Türken, sondern türkischstämmige Jugendliche. Junge Leute also, die fast alle in Deutschland geboren sind und die zum Teil die deutsche Staatsangehörigkeit haben, also Deutsche sind.

Als Vorbild nannte - so heißt es in der Meldung - Rettinghaus die deutsch-niederländischen Polizeistreifen.

Aber natürlich tun diese nicht irgendwo in Deutschland Dienst, sondern im Grenzgebiet zu Holland; und natürlich geht es darum, daß sie sich dort um Holländer kümmern, die ein Problem sind oder sein könnten. So, wie es bei internationalen Fußball-Ereignissen inzwischen nicht selten ist, daß sich Polizisten mit Hooligans aus ihrem jeweiligen Land befassen.

Daß aber ein Staat Polizisten eines fremden Staats einsetzt, um mit seinen eigenen Bürgern fertigzuwerden, das dürfte - würde es denn realisiert werden - weltweit einmalig sein; sieht man von Gegenden wie dem Kosovo oder Afghanistan ab.

Wie kann es zu einem solchen Vorschlag des Landeschefs der Polizeigewerkschaft kommen? Wenn es ein Problem mit türkischstämmigen Jugendlichen gibt - warum verlangt er dann nicht einfach eine bessere personelle Ausstattung der deutschen Polizei?

Es scheint, daß er es türkischen Polizisten eher zutraut als seinen eigenen deutschen Kollegen, sich gegen Jugendliche türkischer Herkunft durchzusetzen. Er wird Gründe haben.



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