31. Mai 2011

"Folter light". Die psychologischen Grundlagen des "verschärften Verhörs" in Guantánamo

Auch in den USA hat die Tötung von Osama Bin Laden zu einer Ethik-Debatte geführt; aber in ihr ging es weniger um dieses Kommandounternehmen selbst als um die Frage, wie man in Guantánamo einen Gefangenen dazu gebracht hatte, Informationen über den Kurier al-Kuwaiti preiszugeben, dessen Spur schließlich zu Bin Laden führte (siehe Stratfors Analysen: Die Jagd nach Bin Laden und ihr geheimdienstlicher Hintergrund; ZR vom 27. 5. 2011). Es wurde und wird also über Folter debattiert.

Marginalie: Warum ist der Freispruch Kachelmanns eine Sternstunde der Justiz? Eine Erläuterung

Heute Vormittag habe ich in einem ersten kurzen Artikel zum Freispruch von Jörg Kachelmann von einer Sternstunde der Justiz gesprochen. Die Kommentare dazu in Zettels kleinem Zimmer waren überwiegend kritisch. In der Tat war das plakativ formuliert gewesen, und es fehlte die erläuternde Begründung. Deshalb jetzt einige ergänzende Anmerkungen.

Marginalie: Freispruch für Kachelmann. Eine Sternstunde der Justiz

Das Interessante an dem Freispruch für Kachelmann ist, daß viele ihn nicht erwartet hatten.

Russisch-amerikanische Beziehungen: Vorteil Moskau. Afghanistan, Osteuropa und der Zusammenhang

Wie geht es eigentlich den amerikanisch-russischen Beziehungen? Danke, es muß. Es gibt ein Konfliktfeld; es gibt aber auch ein wichtiges Feld, auf dem man kooperiert.

30. Mai 2011

Mal wieder ein kleines Quiz: Sorge um die Zukunft der deutschen Industrie

Wir müssen zum Beispiel die Frage beantworten, was mit den Erlösen aus dem Emissionshandel passieren soll. Wir haben in Europa ein intelligentes System aufgebaut. Wer viel CO2 in die Luft bläst, muss teure Verschmutzungszertifikate kaufen. Leider gibt es international bislang kaum Nachahmer. Das bedeutet, dass europäische Unternehmen im Wettbewerb ohnehin schon schlechter gestellt sind. Jetzt müssen wir aufpassen, dass die deutsche Industrie durch den Atomausstieg nicht noch zusätzlich belastet wird.

Von wem stammt dieses Zitat?

28. Mai 2011

Zitat des Tages: "Was dann?" - Aussteigernation Deutschland. Gebt Raum, ihr Völker, unsrem Schritt

Für die Koalition wird der Atomausstieg zum Kraftakt. Doch selbst führende Christdemokraten sagen: "Die Messe für die Kernenergie ist gesungen." Nach dem totalen Abschalten bliebe nur noch die Frage: Was dann?

Michael Bauchmüller und Stefan Braun heute in sueddeutsche.de.


Kommentar: Tja, was dann? Keine schlechte Frage. Denn die Folgen, welche die Entscheidung der "Aussteigernation" für eine "Ökorepublik Deutschland" langfristig haben wird, kann derzeit niemand absehen. Seit der Gründung der Bundesrepublik Deutschland ist von den politisch Verantwortlichen keine so riskante Entscheidung getroffen worden.

27. Mai 2011

Lust auf Abenteuer

Das Leben in einer modernen Gesellschaft bietet Wohlstand und Sicherheit, aber für manchen Geschmack zu wenig Aufregung.
Deswegen machen manche Leute Bungee-Jumping oder Extrem-Klettern, andere trauen sich sogar bei Rot über die Fußgängerampel. Hauptsache man kann das Gefühl von Verwegenheit genießen, mit den Regeln und Gewohnheiten der Gesellschaft gebrochen und sich in selbstgewählte Gefahr begeben zu haben.

Am schönsten ist es natürlich, wenn man diese Abenteuerlust noch mit der Rettung der Welt verbinden kann. Indem man sich z. B. bewußt in bitterste Armut stürzt und damit in die Medien kommt.

Die Gurkenpanik

Der folgende Beitrag ist ein Versuch, die aktuell relativ hohen Fallzahlen von Bakterieninfektionen einer Serogruppe des E. coli. in den Kontext aller bisher bekannten Erfahrungen einzuordnen. Ist die Panik gerechtfertigt, oder ist es einer von häufigen Ausbrüchen, die von alleine wieder abebben? Ich meine: letzteres. Ich bitte aber zu beachten, daß dies eine rein journalistische Arbeit ist. Ich habe von diesem Erreger bis vor 2 Tagen auch noch nichts gehört.

Stratfors Analysen: Die Jagd nach Bin Laden und ihr geheimdienstlicher Hintergrund (mit deutscher Zusammenfassung)

Zusammenfassung: Für Stratfor hat Fred Burton Informationen aus öffentlichen Quellen mit eigenen Erkenntnissen von Stratfor zusammengefaßt, um die zehnjährige Jagd nach Osama Bin Laden zu rekonstruieren. Zunächst schildert er den Ablauf, soweit er unmittelbar nach dem Kommandounternehmen bekanntgeworden war; ich habe das damals berichtet (Marginalie: Wie Bin Laden aufgespürt wurde. Es begann in Guantánamo; ZR vom 2. 5. 2011): Durch die Aussagen eines Guantánamo-Häftlings (Hassan Ghul, der für die Kaida im Irak gekämpft hatte) hatten die US-Behörden von einem Kurier und engen Vertrauten Bin Ladens namens Abu Ahmed al-Kuwaiti erfahren.

Wie ihn aber aus den 180 Millionen Einwohnern Pakistans herausfinden?

26. Mai 2011

Zitat des Tages: Jede europäische Regelung ist ein Fortschritt

Die derzeitige EU-Kommission kümmert sich um sehr wichtige Themen, wie etwa eine gemeinsame Energiepolitik oder um fälschungssichere Medikamente. Aber sie kümmert sich auch um viele Details und nicht jedes Detail ist wirklich europäisch notwendig [...]. Aber die Kommissionsbeamten sehen sich nun einmal als die europäische Elite, die die Wahrheit kennt und unbehelligt von mediokren nationalen Interessen verbreitet. Es herrscht leider unter den Kommissionsmitarbeitern die tief verwurzelte Vorstellung, dass jede zusätzliche Regelung einen Fortschritt bedeutet, allein schon weil sie europäisch ist. Auch das verursacht einen Teil der Probleme, die wir in der EU haben.
Besser läßt sich der Eindruck, den der gemeine EU-Bürger von der europäischen Politik hat, kaum auf den Punkt bringen. Wir verdanken der EU so sinnreiche Regelungen wie das Glühbirnenverbot, eine Richtlinie für den Betrieb von Seilbahnen, die auch in einem völlig gebirgsfreien Land wie Mecklenburg-Vorpommern in Gesetzesform gegossen werden muß, und demnächst wird uns Brüssel wohl mit einem Verbot von Plastiktüten, einer Abschaffung des elektronischen Lastschriftverfahrens und einer Frauenquote für die Privatwirtschaft beglücken. Wer wundert sich angesichts solcher Leistungen eigentlich noch über die Wahlerfolge von "Rechtspopulisten" und "Europaskeptikern"?

Marginalie: Aktuelles zum Attentat von Tucson. Erinnern Sie sich noch an die Schmutzkampagne gegen Sarah Palin?

Erinnern Sie sich noch an das "Attentat von Tucson"? Es trug sich am 8. Januar dieses Jahres zu. Ein junger Mann, Jared Loughner, schoß bei einem Einkaufszentrum in der Nähe von Tucson im US-Bundesstaat Arizona auf die Abgeordnete der demokratischen Partei Gabrielle Giffords und anschließend wahllos auf Umstehende. Sechs Menschen kamen dabei ums Leben, während Giffords überlebte.

25. Mai 2011

Mal wieder ein kleines Quiz: Auf welchem Gebiet soll Deutschland Rußland und China überholen?

In der Internetausgabe der "Süddeutschen Zeitung" gibt es derzeit die Schlagzeile "Wie die Regierung China und Russland überholen will". Gemeint ist die deutsche Regierung. Auf welchem Gebiet will die Regierung China und Rußland überholen?

Netanyahu und Rabin

Nach seinem Zusammentreffen mit US-Präsident Obama hat Israels Premierminister Binyamin Netanyahu vor dem amerikanischen Kongress eine Rede zum israelisch-palästinensischen Konflikt gehalten, gewissermaßen eine Antwort auch auf Obamas vorherige Rede zum gleichen Thema. Wie erwartet, wird die Rede in den Medien kritisch kommentiert; in der "Deutschen Welle" etwa kommentiert David Scheschkewitz, Netanyahu, "der mit allen Wassern gewaschene Rhetoriker", habe damit weiter "absolute Unnachgiebigkeit und Sturheit in der Sache" gezeigt und eine "klare Absage an eine faire Zweistaatenlösung und an einen lebensfähigen Palästinenserstaat" erteilt. Damit habe er "eine historische Chance vertan und sein Land außerhalb Amerikas noch tiefer isoliert". Mit dieser und ähnlichen Kommentaren folgen die Medien vor allem den palästinensischen Politikern, die die Rede umgehend abgelehnt und gar als "Kriegserklärung" aufgenommen haben. Diese Einschätzung allerdings steht in Widerspruch zu den zentralen Passagen der Rede, hier mit Kommentaren in kursiver Schrift:

Literarische Randnotizen (1): Tagebücher, Exhibitionisten, Voyeure

In der aktuellen "Zeit" hat Thomas Lehmkuhl die kürzlich erschienen Toskana-Tagebücher Robert Gernhardts ("Toscana mia") rezensiert. Gestern hat dieser Artikel seinen Weg auch in "Zeit-Online" gefunden.

Was diese späte Übernahme motiviert hat, weiß ich nicht. Gerechtfertigt jedenfalls ist sie nicht. Denn Lehmkuhls Rezension zeugt von einem bemerkenswerten Unverständnis. Sie wäre besser in den Tiefen des Literaturteils der gedruckten "Zeit" verborgen geblieben.

23. Mai 2011

Zitat des Tages: Kinder würden Grün wählen

Keine Partei kommt bei Kindern so gut an wie die Grünen. "Dein SPIEGEL", das Nachrichten-Magazin für Kinder, ermittelte bei einer Umfrage unter rund 500 Fünft-, Sechst- und Siebtklässlern, dass fast die Hälfte Grün wählen würde.

Aus der Hausmitteilung im aktuellen "Spiegel" (12/2011 vom 23. 5. 2011, S. 5).


Kommentar: Die grüne Saat geht auf. Wer es bisher noch nicht wahrhaben wollte, daß die Kinder von ihren überwiegend rotgrünen Lehrern indoktriniert werden, den wird diese Meldung vielleicht überzeugen.
Zettel



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22. Mai 2011

Zettels Meckerecke: Bei Hochhuth geht mir der Hut hoch. Auch bei Noam Chomsky. Über die Verantwortungslosigkeit des Intellektuellen

Kürzlich waren von zwei Intellektuellen bemerkenswerte politische Äußerungen zu lesen; bemerkenswert dumme Äußerungen. Es äußerten sich Rolf Hochhuth und Noam Chomsky. Der eine weltberühmt; der andere eher eine bescheidene Größe im deutschen Kulturleben. Beide sind seit vielen Jahrzehnten im Geschäft; und zwar nicht nur in ihrer jeweiligen Profession, sondern auch in der Branche des Moralwächters, Sparte Politik.

Hochhuth ist hauptberuflich Dichter; insbesondere Verfasser von Theaterstücken. Seine Markenzeichen sind zum einen der Sacco oder Pullover, den er nicht angezogen trägt, sondern künstlerisch um die Schultern geworfen; zum anderen der erhobene Zeigefinger.

21. Mai 2011

Stratfors Analysen: "Visegrad - eine neue Militärallianz in Europa". George Friedman über Osteuropa (mit deutscher Zusammenfassung)

Zusammenfassung: Was die Visegrad-Gruppe vergangene Woche beschloß, das werde noch seine Auswirkungen haben, lange nachdem die Affäre Strauss-Kahn vergessen sei, und lange bevor der Konflikt zwischen Israel und den Palästinensern gelöst sei, meint George Friedman.

Die Visegrad-Gruppe - das sind vier Staaten des einstigen Warschauer Paktes: Polen, Tschechien und die Slowakei (damals als ČSSR ein Staat) sowie Ungarn. Sie haben jetzt beschlossen, innerhalb der EU eine eigene militärische Kampfgruppe (
EU battle group) unter Führung Polens aufzubauen. Friedman beleuchtet den Hintergrund dieser Entscheidung:

20. Mai 2011

Liebe Leser,

dieser Blog hat vor fast genau fünf Jahren - am 5. Juni 2006 - als das Unternehmen eines einzelnen Autors begonnen, dessen Namen es dadurch trägt und weiter tragen wird.

Aus dem Ein-Mann-Verein ist im Lauf der Jahre ein Team hervorgegangen. ZR ist dadurch bunter, aspektenreicher, auch vor allem thematisch vielfältiger geworden. Die Besucherzahlen zeigen, daß das auch Ihnen, den Lesern, gefällt. Im ersten Quartal 2011 hatte ZR 312.368 Seitenaufrufe; fast das Dreifache des 1. Quartals 2010 (109.474).

Seit heute gibt es ein weiteres Mitglied im Team. Wir freuen uns, R.A. als neuen Autor begrüßen zu können. Die meisten von Ihnen werden ihn aus seinen Diskussionsbeiträgen in Zettels kleinem Zimmer kennen; viele erinnern sich gewiß auch an seine ausgezeichneten Artikel in B.L.O.G., das als einer der ersten und erfolgreichsten liberalen Blogs vor fünf Jahren ein Vorbild für ZR gewesen ist und dem wir freundschaftlich verbunden sind.

"Wir" - das bezieht sich nicht nur auf das Autorenteam. Auch die Administration hat inzwischen Anrecht auf den pluralis majestatis, denn auf dem Stühlchen dort oben sitzt jetzt nicht mehr nur Zettel, sondern sitzen Kallias und Zettel.

Dadurch konnte ZR funktionsfähig bleiben, als Zettel kürzlich krankheitsbedingt ausfiel. Dadurch ist besser gesichert, daß Sie ZR auch künftig lesen können. Nur eben nicht mehr als einen Raum, in dem Zettel allein werkelt, sondern als das Arbeitszimmer, in dem wir, die Autoren, die Administratoren, gemeinsam zu Werke gehen.

Herzlich,

Kallias, Zettel



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Weniger wäre mehr


16 Landesminister für Verbraucherschutz gibt es in Deutschland. 16 Politiker, die kaum ein Bürger kennt. Regelmäßig treffen die sich zur Lösung wichtiger Probleme, und regelmäßig kommt nichts davon in den Medien.

Das war diesmal anders. Über die neue Idee zur "Hygiene-Ampel" wurde breit berichtet. Künftig soll eine Farbmarkierung am Eingang eines Restaurants oder einer Bäckerei zeigen, ob der Betrieb einwandfrei ist (grün), Hygiene-Mängel aufweist (gelb) oder gar die Kontrolleure schwere Probleme entdeckt haben (rot).

Einen "großen und weitreichenden Schritt" nennen das die Minister, überflüssigen Unsinn nennen es Kommentatoren und Blogger.
In erster Linie ist es aber ein Eingeständnis des Scheiterns.

19. Mai 2011

Atome zwischen Japan und Jordanien

Im September 2010 unterzeichneten Japan und Jordanien ein Abkommen zur Entwicklung der Nutzung der Kernenergie. Japan wird sowohl bei der Erschließung der Uranvorräte als auch bei dem für 2019 geplanten Bau des ersten Kernkraftwerks in Jordanien Unterstützung leisten. Dieses Vorhaben löst bei vielen Beobachtern Ängste aus, aber anders als gegenwärtig in Deutschland nicht vor einem Reaktorunfall, sondern von der Möglichkeit Jordaniens, durch den Betrieb eines Reaktors auch Atomwaffen herstellen zu können.

Anmerkungen zur Sprache (11): "Obama" statt "Osama" - Freud'sche Fehlleistungen? Psychoanalytische Deutungskunst und Linguistik (Teil 3)

Im ersten und im zweiten Teil habe ich Freuds Theorie der Fehlleistungen und die Methode beschrieben, mit der er ihren Ursachen auf die Spur zu kommen versucht. Die Theorie lautet, daß Fehlleistungen einer unterdrückten (nicht immer, aber doch oft in das, wie Freud es nennt, "Unbewußte verdrängten") Intention - einem "Gegenwillen" - geschuldet sind. Die Methode besteht darin, diese verborgene Intention durch freies Assoziieren zutage zu fördern.

Das Problem, das ich im zweiten Teil herausgearbeitet habe, besteht darin, daß die Methode sich überhaupt nicht dazu eignet, die Theorie zu prüfen; sie also zu bestätigen oder gegebenenfalls zu widerlegen.

17. Mai 2011

Zettels Meckerecke: Wie Dominique Strauss-Kahn im Augenblick als U-Häftling lebt. Rikers Island, die Justiz, die Medien; der Fall Kachelmann

Der Mann, der immer noch Präsident des Weltwährungsfonds (International Monetary Fund, IMF) ist und damit einer der mächtigsten Männer der Welt; der bisher vom Leben verwöhnte Millionär und Erfolgsmensch Dominique Strauss-Kahn lebt gegenwärtig auf einer Insel für Gefangene.

Sie heißt Rikers Island, liegt im East River zwischen den New Yorker Stadtteilen Queens (zu dem sie verwaltungsmäßig gehört und mit dem sie durch eine Brücke verbunden ist) und Bronx, ist 1.672 km2 groß und hat etwas mehr als 20.000 Bewohner.

16. Mai 2011

Marginalie: Die Affäre Strauss-Kahn aus französischer Sicht. Es blühen bereits die Verschwörungstheorien

Dominique Strauss-Kahn verhaftet, noch dazu in den USA - das ist eine Nachricht, die Frankreich emotionalisiert. Denn DSK war in den vergangenen Monaten zu so etwas wie einem nationalen Hoffnungsträger geworden.

Israel, seine Nachbarländer, Deutschland

Die Entwicklung im Nahen Osten verdient angesichts der unzureichenden Berichterstattung in den deutschen Medien wieder eine kurze Zusammenfassung (teils mit Anmerkungen zur Berichterstattung).

Ist Henryk M. Broder ein Konvertit? Das "Middle East Forum" über Christenverfolgungen und Propaganda in Ägypten (mit deutscher Zusammenfassung)

Zusammenfassung: In der Region Imbaba nahe Kairo ist es in letzter Zeit wieder zu Übergriffen von militanten Moslems gegen koptische Christen gekommen. In dem Artikel erläutert der Nahost-Experte Raymond Ibrahim die Hintergründe.

Die Islamisten nannten als Motiv für die Übergriffe, daß eine junge Christin, die zum Islam konvertiert war, daraufhin - wie schon andere Konvertitinnen zuvor - von Christen entführt und gefoltert worden sei. Ibrahim weist nach, daß das die Unwahrheit ist. Eine der von den Islamisten genannten Frauen, die Ehefrau eines koptischen Priesters, trat beispielsweise mehrfach in der Öffentlichkeit auf und erklärte, daß sie keineswegs zum Islam übergetreten sei.

15. Mai 2011

Wie die Schweiz unter dem harten Franken leidet

Nach einer aktuellen Umfrage ist die Akzeptanz des Euro weiter gesunken: 58 % der Deutschen haben ein (sehr oder eher) geringes Vertrauen in unsere Währung.

Wie kann man dem widerspenstigen Volk die Gemeinschaftswährung mit all ihren finanziellen Folgen in Form von immer teureren "Rettungspaketen" schmackhaft machen?

Da ist zum einen das von Politikern gern ins Feld geführte Argument, der Euro sei "ein Stück Friedensgarant" (Helmut Kohl). So recht plausibel ist das nicht. Die Völker Europas haben seit dem Weltkrieg über Jahrzehnte friedlich zusammengelebt, ohne über eine gemeinsame Währung zu verfügen. Ganz im Gegenteil drängt sich momentan eher der Eindruck auf, daß man dem alten Grundsatz "Mit Freunden macht man keine Geschäfte" hätte folgen sollen. So offene Feindseligkeiten zwischen europäischen Völkern hatte man vor der Einführung des Euro lange nicht gesehen.

Anerkannt, aberkannt. Wie ein "Spiegel"-Redakteur den Henri-Nannen-Preis bekam und verlor. Eine Journalistenposse aus der Moralrepublik Deutschland

René Pfister, politischer Redakteur im Hauptstadtbüro des "Spiegel", wurde am Freitag, dem 6. Mai 2011, Träger eines der renommiertesten deutschen Preise für Journalisten, des Henri-Nannen-Preises; und zwar in der Kategorie Reportage.

Die Jury ließ dazu am selben Tag dies mitteilen:
In ihrer Sitzung am 5. Mai 2011 hat sich die Hauptjury entschlossen, den Preis für die beste Reportage (Egon-Erwin-Kisch-Preis) an René Pfister zu vergeben. Für den SPIEGEL portraitierte er Horst Seehofer "Am Stellpult" seiner Modelleisenbahn, die Seehofer, so Jury-Mitglied Peter Matthias Gaede "mit postbubertierendem [sic] Spieltrieb" gestalte und bediene.

13. Mai 2011

Inflation, wo bist Du?


Indem man die Welt so mit Dollars überschwemmt, wie es Bernanke getan hat, treibt man die Rohstoffpreise in die Höhe. Das macht den USA überall dort nichts aus, wo die Konjunkturflaute die Inflation insgesamt im Zaum hält (bis jetzt jedenfalls). Aber in armen, importabhängigen und rohstofforientierten Ländern sind die Auswirkungen verheerend.


So exemplarisch eine von vielen Stimmen, die Inflation im Lebensmittel- und Rohstoffbereich auf die stark gestiegene Liquidität zurückführen, die von der FED aber auch von der EZB seit Ende 2008 geschaffen wurde.

11. Mai 2011

Anmerkungen zur Sprache (11): "Obama" statt "Osama" - Freud'sche Fehlleistungen? Psychoanalytische Deutungskunst und Linguistik (Teil 2)

Freuds Methode des freien Assoziierens, die ich im ersten Teil beschrieben habe, ist nicht schwer anzuwenden. Sie können das gern einmal selbst versuchen, und Sie werden möglicherweise vom Ergebnis verblüfft sein.

Beginnen Sie mit einem frischen Traum, an den Sie sich lebhaft erinnern. Schreiben Sie ihn zunächst einmal auf, möglichst unmittelbar nach dem Aufwachen. Dann gehen Sie ihn durch, Element für Element.

10. Mai 2011

Pimco wettet auf die USA


Seit März berichten zahlreiche Medien aufgeregt über die Entscheidung der Kapitalanlagegesellschaft PIMCO, US-Staatsanleihen zu verkaufen:
Der Total Return Fonds von „Bondkönig“ Bill Gross hat seine Bestände an Schuldverschreibungen der US-Regierung auf Null reduziert und gleichzeitig seine Barquote deutlich erhöht. Gross, einer der geachtesten Experten für festverzinsliche Papiere weltweit hatte zuletzt immer wieder vor den negativen Auswirkungen des riesigen US-Haushaltsdefizit und der heraufziehenden Inflationsgefahren gewarnt. Eine steigende Inflation belastet den Wert von Anleihebeständen. 
Heute setzt das Handelsblatt noch einen drauf:
Misstrauensvotum gegen die USA: Der weltgrößte Rentenfonds Pimco verzichtet weiter auf US-Staatsanleihen. Damit nicht genug: Fondsmanager Bill Gross wettet auf fallende Kurse – und hat den Einsatz noch einmal erhöht.

9. Mai 2011

Das Wort zum Montag

Der folgende Text bezieht sich auf das letzte Wort zum Sonntag in der ARD.



Junge, was spielst du da? Wieder Ballerspiele? Worum geht’s denn eigentlich, außer ums Ballern? Kann ich auch mal probieren?

Stratfors Analysen: Nahost-Expertin Reva Bhalla über die Hintergründe der Krise in Syrien (mit deutscher Zusammenfassung)

Zusammenfassung: Das Regime Assads ruht auf vier Säulen: 1. Die Macht liegt in den Händen eines alawitischen Clans. 2. Dieser hat nahezu die Gesamtheit der Alawiten hinter sich, die ihre privilegierte Position im Staat nicht verlieren wollen. 3. Die Alawiten kontrollieren Militär und Geheimdienste. 4. Die Baa'th-Partei von Assad hat die uneingeschränkte politische Macht.

Die Alawiten (nicht zu verwechseln mit den Aleviten, die beispielsweise in der Türkei vertreten sind) sind eine Sekte, die im neunten Jahrhundert entstanden ist und die islamische mit christlichen Elementen verbindet; sie agiert weitgehend im Geheimen.

8. Mai 2011

Anmerkungen zur Sprache (11): "Obama" statt "Osama" - Freud'sche Fehlleistungen? Psychoanalytische Deutungskunst und Linguistik (Teil 1)

Auch mir ist es passiert: Kurzzeitig stand in einem Artikel über den Tod Osama Bin Ladens an einer Stelle "Obama" statt "Osama". Ich war damit freilich nicht allein gewesen; sondern vielmehr nur Teilhaber an einer sozusagen weltweiten Verschreiberei und Versprecherei. Denn nicht nur unseren Regierungssprecher Seibert und "Spiegel-Online" hatte es erwischt, sondern in den USA beispielsweise Fox News, wo es der Journalist Geraldo Rivera war, der Obama für tot erklärt hatte.

Einer kanadischen TV-Sprecherin gelang der Versprecher gleich dreimal in einer einzigen Sendung. Einmal sagte sie, sofort nach seinem Amtsantritt habe Obama die CIA angewiesen, der Jagd auf Obama höchste Priorität einzuräumen.

Die Sache hat sogar schon einen Namen; sie heißt der Obama/Osama slip; ein slip of the tongue ist ein Versprecher.

7. Mai 2011

Geschlechtergerechte Universitäten in Rheinland-Pfalz: Das "Kaskadenmodell" kommt

Keine Lehre ist so absurd, daß sie nicht von irgendeinem Philosophen vertreten würde, heißt es bei Cicero. Man möchte ergänzen: Kein politischer Vorschlag ist so absurd, daß sich nicht irgendein Politiker in Windeseile an seine Umsetzung machen würde.

Einen weiteren Beleg für diese These liefert nun der Koalitionsvertrag zwischen Rot und Grün in Rheinland-Pfalz.

Vor nicht einmal zwei Wochen wurde im Kleinen Zimmer über einen Vorschlag diskutiert, den das vom BMBF finanzierte "Center of Excellence Women and Science" (CEWS) zur Lösung des "Problems", daß sich zu wenige Frauen habilitieren, entwickelt hat.

3. Mai 2011

Der Afghanistankrieg in seiner entscheidenden Phase: Die Rolle Indiens. Eine Analyse des "Middle East Quarterly" (mit deutscher Zusammenfassung)

Zusammenfassung: In zwei Monaten soll der von Präsident Obama verkündete Rückzug der US-Truppen aus Afghanistan beginnen. Der Konflikt ist damit in seine entscheidende Phase getreten. Präsident Karzai reagiert auf diese Lage damit, daß er sich verstärkt Pakistan zuwendet und Kontakt zu den "guten Taliban" sucht.

Indien hatte nach dem Sturz der Taliban zunächst sehr gute Beziehungen zu Kabul und hat sich auch wirtschaftlich, vor allem mit Wiederaufbauhilfe, in Afghanistan engagiert. Es aus dem Land zu vertreiben ist eines der Ziele der Dschihadisten, die immer wieder Anschläge gegen indische Einrichtungen verüben. Indien kann dem wenig entgegensetzen, weil es sich bisher nicht militärisch in Afghanistan engangiert, sondern sich auf "soft power" (sanfte Macht) beschränkt hat.

2. Mai 2011

Marginalie: Wie Bin Laden aufgespürt wurde. Es begann in Guantánamo

Die New York Times hat jetzt einen ausführlichen Bericht von Mark Mazzetti und Helene Cooper darüber, wie es den USA gelang, das Versteck Bin Ladens zu lokalisieren - nicht tief in den Bergen, sondern in der Garnisonsstadt Abbottabad, ungefähr eine Fahrstunde nördlich der Hauptstadt Islamabad. Einige dieser Informationen können Sie z.B. bei "Spiegel-Online" finden, aber (jedenfalls im Augenblick) nicht den gesamten Ablauf.

Der Text von Präsident Obamas Rede zum Tod von Osama Bin Laden. Nebst Kommentaren von Stratfor

Vor knapp zwei Stunden, um 6.16 Uhr MEZ, hat das Weiße Haus die folgende Rede von Präsident Barack Obama veröffentlicht:
Good evening. Tonight, I can report to the American people and to the world that the United States has conducted an operation that killed Osama bin Laden, the leader of al Qaeda, and a terrorist who’s responsible for the murder of thousands of innocent men, women, and children.