15. Mai 2011

Wie die Schweiz unter dem harten Franken leidet

Nach einer aktuellen Umfrage ist die Akzeptanz des Euro weiter gesunken: 58 % der Deutschen haben ein (sehr oder eher) geringes Vertrauen in unsere Währung.

Wie kann man dem widerspenstigen Volk die Gemeinschaftswährung mit all ihren finanziellen Folgen in Form von immer teureren "Rettungspaketen" schmackhaft machen?

Da ist zum einen das von Politikern gern ins Feld geführte Argument, der Euro sei "ein Stück Friedensgarant" (Helmut Kohl). So recht plausibel ist das nicht. Die Völker Europas haben seit dem Weltkrieg über Jahrzehnte friedlich zusammengelebt, ohne über eine gemeinsame Währung zu verfügen. Ganz im Gegenteil drängt sich momentan eher der Eindruck auf, daß man dem alten Grundsatz "Mit Freunden macht man keine Geschäfte" hätte folgen sollen. So offene Feindseligkeiten zwischen europäischen Völkern hatte man vor der Einführung des Euro lange nicht gesehen.

Da ist zum anderen das ökonomische Meisterargument: Stellen wir uns vor, wir hätten wieder die D-Mark oder auch einen ähnlich starken "Nord-Euro". Würde diese Währung nicht massiv gegenüber dem Dollar und anderen europäischen Währungen aufwerten? Hätte dies nicht gerade für eine Exportnation wie Deutschland katastrophale wirtschaftliche Folgen?

Als Beleg für diese These wird gerne das Beispiel der Schweiz angeführt, so z.B. vom Fondsmanager Karsten Schröder in der letzten Ausgabe von "Maybrit Illner". Schröder wendet sich mit folgenden Worten gegen die "Heroisierung" der D-Mark (am Ende des Videos zu sehen):
Mit der Finanzkrise und dem, was in den letzten Jahren passiert wär [!?]: Hätte es die D-Mark gegeben, wäre sie zum Fluch der Deutschen geworden. Denn was wir ja im Moment sehen, daß die Märkte verzweifelt nach sicheren Häfen suchen. Und diese sicheren Häfen sind das Gold oder beispielsweise der Schweizer Franken geworden, der 30, 40 % aufgewertet hat allein im letzten Jahr gegenüber dem Euro und gegenüber dem US-Dollar. Die Schweiz leidet massiv dadrunter.
Wie sehr die Schweiz unter dem in der Tat aufgewerteten Franken leidet, läßt sich einem aktuellen Artikel des Tagesanzeigers entnehmen, der freilich unter der irreführenden Überschrift "Schweizer Wirtschaft läuft wie geschmiert" erschienen ist:
Der Aufschwung der Schweizer Wirtschaft hat sich im ersten Quartal laut einer Umfrage der ETH-Konjunkturforschungsstelle KOF fast unvermindert fortgesetzt. Auch für das zweite und dritte Quartal sei ein kräftiges Wachstum zu erwarten.

In vielen Branchen werde die Zahl der Beschäftigten als knapp beurteilt. Ausser im Gastgewerbe und im Finanzsektor sei daher eine Aufstockung des Personalbestands vorgesehen, teilte die KOF am Freitag zu ihrer neuesten quartalsweisen Umfrage bei 6800 Firmen mit. Die KOF bestätigte ihre Prognose, dass die Arbeitslosenquote bis Ende Jahr von jetzt 3,1 auf 2,7 Prozent sinken dürfte.
Eine Arbeitslosigkeit von weit über 2 % und nach den aktuellen OECD-Prognosen ein Wachstum des BIP von gerade einmal 2,5 %. Die Lage ist dramatisch. Will die Schweiz nicht in kürzester Zeit zum Armenhaus Europas werden, führt wohl kein Weg daran vorbei, am internationalen Wettrennen um die weichste Währung mitzumachen und sich einen der vorderen Plätze zu sichern.

DrNick

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