20. September 2011

Zitat des Tages: Bundespräsident Wulff zur Assimilation von Einwanderern. Wieder einmal ein deutscher Sonderweg?

"Niemand will die Assimilation", versicherte der Bundespräsident seinem Staatsgast.
Bundespräsident Wulff laut "Welt-Online" gegenüber dem türkischen Staatspräsidenten Abdullah Gül, der gerügt hatte, daß seit 2007 aus der Türkei nach Deutschland nachziehende Ehegatten einen Sprachtest absolvieren müssen.

Kommentar: Deutschland dürfte das einzige Land der Welt sein, dessen Staatsoberhaupt die Assimilation von Einwanderern ablehnt. Überall ist sie das selbstverständliche Ziel der Einwanderungspolitik; das Ziel nämlich, aus Fremden Einheimische zu machen. Die Haltung Wulffs ist, milde gesagt, eine internationale Absonderlichkeit.

Wenn Sie sich davon überzeugen, wollen, wie überall sonst die Assimilation von Einwanderern gesehen wird, dann schauen Sie sich vielleicht einmal zwei Dokumente an:
  • Den Bericht vom 27. Dezember 2010 des CEPII L'assimilation des immigrés en Europe : un processus multidimensionnel (Die Assimilation von Einwanderern in Europa: Ein mehrdimensionaler Prozeß; Text auch auf Englisch verfügbar). Das CEPII (Centre d'Etudes Prospectives et d'Informations Internationales) ist das größte unabhängige französische Forschungsinstitut für internationale Ökonomie.

  • Den Bericht des Manhattan Institute Measuring immigrant assimilation in the United States (Messung der Assimilation von Einwanderern in den Vereinigten Staaten) vom Mai 2008. Das Manhattan Institute for Policy Research ist einer der größten Think Tanks der USA.
  • Das sind zwei beliebig herausgegriffene Beispiele für das, was überall auf der Welt selbstverständlich ist: Ein Staat, der Einwanderer aufnimmt, ist daran interessiert, daß sie sich assimilieren. Dieser Prozeß kann - wie diese beiden Dokumente im einzelnen zeigen - unterschiedlich schnell ablaufen und unterschiedlich schwierig sein. Daß eine Assimilation wünschenswert ist, wird überhaupt nicht bezweifelt; noch nicht einmal diskutiert.

    Aber Deutschland, die Aussteigernation, geht auch hier wieder den eigenen Sonderweg; wieder einmal haben alle anderen den falschen Tritt, nur Deutschland den richtigen.



    In deutschen Städten mit mehr als 500.000 Einwohnern sind 46 Prozent der Minderjährigen Kinder von Einwanderern, wird heute gemeldet. In ganz Deutschland haben 31 Prozent der Minderjährigen einen Migrationshintergrund.

    Der Bundespräsident lehnt es explizit ab, daß diese Kinder sich assimilieren. Ihr Anteil an der Bevölkerung wird aufgrund der unterschiedlichen Geburtenrate weiter wachsen. Wie stellt sich Wulff ein Land vor, in dem ein zunehmender Teil der Bevölkerung, in den großen Städten bald die Mehrheit, aus nicht assimilierten Fremden besteht? Wie lange kann eine solche Gesellschaft ohne gemeinsame Identität überhaupt Bestand haben?
    Zettel



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