24. Oktober 2011

Marginalie: Was Frauen sich wünschen, daß es Männer noch täten. Droht ein Rückfall in überkommene Rollenklischees?

"Nicht allzu glücklich" fühlt sich eine amerikanische Autorin damit, daß es vorbei ist mit dem einstigen "Überfluß an männlichen Männern"; daß es vorbei ist damit, daß diese die Frauen "als Damen behandelten".

Und die Autorin zählt sieben Punkte auf - sieben Dinge, von denen sie wünschte, daß Männer sie noch täten:
  • Aus Mutters Wohnung ausziehen

  • Darauf bestehen, im Restaurant die Rechnung zu bezahlen

  • Anrufen, statt zu simsen

  • Die Tür aufhalten

  • Der Frau ihr Gepäck tragen

  • Ein teures Aftershave benutzen

  • Dafür sorgen, daß die Frau es warm hat. Frauen frieren schneller als Männer.
  • Ganz schön frauenfeindlich, nicht wahr? Der Versuch, die alten Rollenklischees, die doch zum Glück überwunden sind, wiederzubeleben.

    Umso schlimmer, daß es eine Frau ist, die so etwas schreibt. Offenbar eine Erzkonservative. Vermutlich eine ältliche WASP-Frau; also eine aus der Schicht der weißen angelsächsischen Protestanten.

    Also, wer ist diese reaktionäre Dame, die solche rückwärtsgewandten Wünsche äußert?

    Sie ist nicht weiß, und sie ist vermutlich nicht ältlich; das Gegenteil einer WASP.

    Sie heißt Selam Aster und schrieb diesen kleinen Artikel in dem Internet-Magazin Madame Noire; einer laut Selbstbeschreibung
    sophisticated lifestyle publication that gives African-American women the latest in fashion trends, black entertainment news, parenting tips and beauty secrets that are specifically for black women

    anspruchsvollen Lifestyle-Publikation, die afro-amerikanischen Frauen das Neueste zu Modetrends, Informationen über das schwarze Unterhaltungs-angebot, Tips für Eltern und Schönheitsgeheimnisse besonders für schwarze Frauen bietet.



    Was lernen wir daraus? Daß die Werte der einstigen Mehrheitsgesellschaft jetzt nur noch von Minderheiten hochgehalten werden? Daß eine schwarze Frau das schreiben darf, wofür ein weißer Mann geprügelt werden würde?

    Oder haben wir es hier mit einem allgemeinen Trend zu tun, für den Selam Aster nur eine Vorreiterin ist? Haben vielleicht junge Frauen genug davon, sich nicht als Frauen benehmen zu dürfen, sondern die Männerrolle spielen zu müssen? Haben sie genug davon, daß ihnen jede natürliche weibliche Regung von den feministisch KorrektInnen untersagt wird, weil sie "ein Rückfall in das überkommene Rollenklischee" wäre?

    Oder ist es vielleicht so, daß Frauen, die ökonomisch alles erreicht haben, was früher in der Regel nur Männer erreichten, jetzt finden, daß es eigentlich nett wäre, nun auch noch die Annehmlichkeiten oben drauf zu packen, die ihnen die klassischen Rollenbilder von Mann und Frau boten?

    Zettel



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