8. Juli 2012

Nach der Reue

Unser verehrter Gastgeber hat zur Euro-/Schulden-Krise so schön zitiert: "Hänge dich auf oder hänge dich nicht auf, du wirst beides bereuen." Die genaue Formulierung und der Urheber des Zitats sind hier nebensächlich, es gibt ähnliche Aussagen in vielen Varianten und Sprichwörtern.Auf jeden Fall paßt das gut zur Situation.

Es ist letztlich nicht mehr wichtig, wer nun alles wieviel Schuld an den Mißständen trägt. Wann man hätte wie anders entscheiden müssen, um einen besseren Verlauf zu erzielen. Wahrscheinlich ist auch inzwischen unwichtig, ob die Eurobonds dieses oder nächstes Jahr kommen, ob noch ein paar Auflagen verhandelt werden oder nach der nächsten Bundestagswahl die Sozialisten in Deutschland und Frankreich gemeinsam Gas geben, bevor sie vor die Wand fahren.

Der Problemberg ist zu groß, als daß es noch ein gutes Ende geben könnte. Aber das Potential Europas ist andererseits groß genug, daß es keine Katastrophe geben wird.

­Wir haben uns einen Teil unseres Wohlstands nur eingebildet, er besteht nur aus Buchungsziffern und wertlosen Schuldtiteln. Aber es bleibt die reale Basis. Es bleiben eine leistungsfähige Wirtschaft, eine gut ausgebildete und einfallsreiche Bevölkerung, eine ordentliche Infrastruktur und günstige geographische Gegebenheiten. Und mit allen diesen Punkten meine ich nicht nur Deutschland, sondern EU-Europa insgesamt.

Es wird keinen großen Crash geben. Weil daran keiner Interesse hat und letztlich doch alle kooperieren werden, um sich irgendwie durchzuwurschteln. Und "Durchwurschteln" ist die Kernkompetenz EU-Europas. Die Verantwortlichen können sonst nicht viel - das haben sie bewiesen. Aber mit halbgaren Kompromissen, schlecht geeigneten Einzelmaßnahmen und viel ablenkender Rhetorik am Ende einen halbwegs erträglichen Zustand zu erreichen, das hat bisher immer noch geklappt.

Es wird wohl verstärkte Transfers geben, es wird einen ziemlichen Schub Inflation geben. Danach werden die Staatsschulden wieder in einem erträglichen Ausmaß liegen, und diverse Länder werden wieder halbwegs wettbewerbsfähige Kostenstrukturen haben.

Die Leidtragenden werden - wie meist - die Sparer und Rentner sein. Im Einzelfall ist das dann bestimmt sehr ungerecht. Aber letztlich trifft es die Generation, die immer gerne auf die Politikerlügen reingefallen ist und genau die Politik gewählt hat, die absehbar in die Pleite führen mußte.

Wer derzeit noch etwas Geld übrig hat, wird die verschiedensten Strategien fahren: Immobilien, Aktien, ausländische Anlagen, Gold. Manches davon wird vielleicht auch klappen.

Dieser Autor fährt persönlich einen anderen Kurs: Was nicht für eine möglichst gute Ausbildung der Kinder gebraucht wird, das wird konsumiert. Gut essen und trinken, interessante Urlaube, einige qualitätvolle Anschaffungen. Auch das kann man hinterher bereuen. Aber wegnehmen kann einem das keiner mehr.
R.A.



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