6. September 2012

Enteignung

Früher ging es bei Enteignungen eher rustikal zu: Gewalttätige Leute, meist mit roten oder braunen Parolen, erklärten das Vermögen ihrer Opfer für konfisziert bzw. einer guten Sache (sprich: der maroden Staatskasse) zugeführt. Der Einfachheit halber wurden die Vorbesitzer meist anschließend liquidiert oder in irgendein Lager gesteckt.

Heute geht es distinguierter zu. Die Forderung nach Enteignung kommt von Journalisten, die sich über eine Lösung der Schuldenkrise Gedanken machen. Aber sie wollen eine Lösung, bei der die Ursache des Problems (überhöhte Staatsausgaben) nicht angetastet wird. Da bleibt dann nur die Enteignung der Gläubiger.

Immerhin: Keine komplette und sofortige Enteignung wird gefordert, sondern nur eine teilweise und schleichende.
Ist ja bisher auch schon gut angelaufen: Seit Krisenbeginn sind die Zinsen so drastisch gesunken, daß die Sparer direkt (über ihre Geldanlagen) und indirekt (über Versicherungen und Fonds) fette zweistellige Milliardenbeträge eingebüßt haben. Jetzt noch die Inflation hochgeschraubt, und dieser Schaden kann noch deutlich vergrößert werden.

Aber immerhin: Es soll niemand liquidiert werden. Ist ja auch vernünftig, schließlich sollen die Enteigneten auch weiter brav Steuern abliefern.
R.A.



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