31. Januar 2013

Die Bedrohung Israels. Hintergründe der gestrigen Luftschläge

Rechts oben auf der nebenstehenden Karte (für eine vergrößerte Ansicht zweimal auf die Abbildung klicken) sehen Sie das Dreiländereck zwischen Syrien, dem Libanon und den von Israel besetzten Golanhöhen. Dort, in Syrien nahe der libanesischen Grenze, flogen gestern israelische Jagdflugzeuge zwei Angriffe gegen syrische Ziele.

Gestern Abend gegen 22 Uhr MEZ verbreitete die New York Times eine Eilmeldung, die auf einen gemeinsam vom Jerusalemer und Washingtoner Büro der NYT verfaßten Artikel verwies. Darin beruft sich die Zeitung auf anonyme Quellen in der US-Regierung, laut denen Israel die USA über einen Angriff auf einen Militärkonvoi informiert habe.

Dieser habe sich, beladen mit sophisticated antiaircraft weaponry, also hochentwickelten Luftabwehr-Waffen, in Syrien in Richtung libanesische Grenze bewegt. Die Waffen seien für die Hisbollah bestimmt gewesen. Weitere amerikanische Quellen sprechen davon, daß es sich um russische SA-17-Luftabwehrraketen gehandelt habe.

30. Januar 2013

Sieben Jahre als Deutscher in Mali – Erfahrungen und Folgerungen (1): Vorboten der jetzigen Krise / Ein Gastbeitrag von Diarra

Im Jahr 2010 feierte Mali 50 Jahre Unabhängigkeit von Frankreich. Dazu gab es das ganze Jahr über viele Feiern und Gedenkveranstaltungen, und zum ersten Mal in der noch jungen Geschichte der unabhängigen Republik fand am am 22. September 2010 eine Militärparade mit allen Waffengattungen statt. Noch Wochen später zeigte das staatliche Fernsehen ORTM Wiederholungen dieser Parade und der vielen Zeremonien und Gedenkveranstaltungen. Alle blickten stolz auf die zurückliegenden 50 Jahre zurück, denn schließlich galt Mali als ein Hort für Sicherheit und Demokratie in Westafrika.

Wer damals genauer hinsah, wunderte sich zwar darüber, dass Libyens Revolutionsführer Gaddafi bei der Militärparade am 22. September den Ehrenplatz neben Präsident Amadou Toumani Touré einnahm und dass die Parade erst begann, als Gaddafi Platz genommen hatte, während die anderen Ehrengäste, darunter viele afrikanische Präsidenten und Diplomaten, schon lange gewartet hatten. Doch keiner wollte angesichts der positiven Entwicklung, die Mali ja ganz offensichtlich genommen hatte, an solch einem Feiertag kleinlich sein und sich darüber beschweren, dass ein Diktator vom Präsidenten einer "Musterdemokratie" hofiert und bevorzugt wurde.

Himmelreich und Dschungelcamp. Deutschland 2013, zwischen Trash und Tugend. Was ist los mit dieser Nation?

Am vergangenen Sonntag wurde gemeldet, daß 57 Prozent der Deutschen den "Vorfall" an der Stuttgarter Hotelbar, den inzwischen ganz Deutschland kennt, für "skandalös" halten. Gestern wurde gemeldet, daß die Nominierungskommission für den Grimme-Preis, Sparte Unterhaltung, die als "Dschun­gel­camp" bekannte Sendung von RTL für den Grimme-Preis nominiert hat.

Zwei Schlaglichter auf das Deutschland des Jahres 2013; ein Land, das sich auf eine seltsame Weise zwischen Trash und Tugend bewegt. Oder, da Bewegung eigentlich nicht wahr­zunehmen ist, vielmehr zwischen Tugend und Trash hängt, nach Art der Bradypodidae.

Anmerkungen zur Sprache (15): Die starken Verben schwächeln. Wie sich das Fauldeutsche ausbreitet

In der Sprachentwicklung von englischsprachigen Kindern ist ein paradoxer Effekt zu beobachten: Sie lernen bis zum Alter von ungefähr zwei Jahren bestimmte Wortformen korrekt zu bilden und machen dann plötzlich Fehler.

Die Vergangenheitsform von I go ist I went. Es kommt vor, daß ein Kind, das diese Wortform bereits beherrschte, plötzlich - mit zwei Jahren oder älter - anfängt, I goed zu sagen.

Was ist da passiert?

29. Januar 2013

Zettels Meckerecke: Jakob Augstein und der weiße Mann. Salonbolschewismus 2.1.

In den zwanziger, den dreißiger Jahren des vorigen Jahrhunderts war er eine bekannte Figur: Der Salonbolschewist oder Salonbolschewik. Der Intellektuelle, der Sohn aus bestem Haus, der durch die Salons zieht und sich als wilder Revoluzzer geriert.

Er war dann von der Bildfläche verschwunden, der Salonbolschewik, und erlebte seine Wiedergeburt in den unruhigen siebziger Jahren. Wobei nicht selten das Salonhafte zur Realität drängte; so im Falle des italienischen Verleger Giangiacomo Feltrinelli, der 1972 ums Leben kam, als er sich als Bombenleger versuchte.

Mit der Revolution ist es dann vorerst nichts geworden; die verbliebenen Relikte des real existierenden Sozialismus wie Cuba und Nordkorea regen derzeit nicht unbedingt zu revolutionärer Begeisterung an. Damit hat sich auch die Figur des Salonbolschewiken gewandelt. Er tritt heute in Gestalt des Salon-Propalästinensers auf, des Salon-Antigloba­li­sie­rers, des Salonfeministen. In Gestalt also Jakob Augsteins.

Kurioses, kurz kommentiert: "Dschungelcamp" für den Grimme-Preis nominiert. Nein, kein Karnevalsscherz

Wie der Branchendienst MEEDIA heute Vormittag meldete, ist die Sendung "Ich bin ein Star – Holt mich hier raus", besser bekannt als "Das Dschungelcamp", für den Grimme-Preis nominiert worden; in der Rubrik "Unterhaltung". Aufgeführt an erster Stelle einer Liste von acht nominierten Sendungen, darunter "Ausflug mit Kuttner" und Stuckrad-Barre; zwei Unterhaltungssendungen, die man sich prämiert vorstellen könnte.

Aber "Ich bin ein Star, holt mich hier raus!"? Was aus meiner Sicht zu dieser Sendung zu sagen ist, habe ich zusammen­gefaßt, als die erste Folge der jetzt zu Ende gegangenen Staffel ausgestrahlt worden war:

28. Januar 2013

Laura Himmelreich ein Opfer? Ja, aber nicht Brüderles, sondern des Medienbetriebs. Ausgleichende Ungerechtigkeit

Die Journalistin Laura Himmelreich könnte einem leidtun. Könnte. Denn was ihr jetzt widerfährt, das hat sie sich selbst eingebrockt.

Sie hat - ob nun aus eigenem Enschluß, ob dazu von ihrem Ressortchef oder der "Stern"-Chefredaktion beauftragt - einen der miesesten Artikel verfaßt, die in letzter Zeit in Deutschland über einen Politiker geschrieben wurden; es war der Versuch, den designierten FDP-Spitzenkandidaten Rainer Brüderle als einen lüsternen, herumwitzelnden alten Mann zu entlarven, ihn also als Politiker unmöglich zu machen

27. Januar 2013

Zitat des Tages: Wehklagen über "Sexismus". Cora Stephan zur Brüderle-"Affäre"

Wenn schon ein wenig gelungener Auftritt eines offenbar nicht mehr ganz nüchternen Politikers in einer Bar zur späten Stunde alle weibliche Welt über "Sexismus" wehklagen lässt, dann frag ich mich, wie wir künftig Verhalten nennen wollen, das wirklich sexistisch ist. Weil es handgreiflich und gewalttätig Frauen ihrer Freiheit und ihrer körperlichen Unversehrtheit beraubt.
Cora Stephan heute in der "Welt" unter der Überschrift "Frauen können sich wehren, wenn sie denn wollen".

Kommentar: Endlich eine Stimme der Vernunft in dieser schrillen, überzogenen und von Anfang an unehrlichen Diskussion über Brüderle und Sexismus. Cora Stephan schreibt das, was zu diesem Thema zu sagen ist. Unbedingt lesenswert.

Es ist eine trübe, freilich eine für das Deutschland dieser Tage sehr bezeichnende sogenannte Affäre, die da durch einen Bericht im "Stern" - oder vielmehr durch einen Vorbericht dazu in "Stern-Online" am vergangenen Mittwoch - ausgelöst wurde

Aktuelles zum Krieg der Dschihadisten (13): Ethnische Strukturen des Dschihadismus in Nordafrika

Vorgestern wurde gemeldet, daß westliche Regierungen, darunter die britische, die holländische und auch die deutsche, ihre Staats­angehörigen aufgefordert haben, die Stadt Bengasi in Ostlibyen zu verlassen. Es gebe eine "konkrete Bedrohung". Die Regierung der Niederlande begründete ihre Warnung damit, daß seit der französischen Intervention die Gefahr von Anschlägen auf westliche Ziele gestiegen sei. Offenbar gibt es aber jetzt über diese allgemeine Bedrohungslage hinaus unmittelbare Hinweise auf eine von Dschihadisten geplante Aktion in Bengasi.

Der Mali-Konflikt, der bereits zu dem Anschlag auf die Gasanlage in Algerien geführt hatte, droht offenbar jetzt auf Libyen überzugreifen.

Das wirft ein Schlaglicht darauf, wie wenig der Dschihadismus in Nordafrika sich um Grenzen kümmert.

26. Januar 2013

Zettels Meckerecke: "Entpersonalisierung des Tötens". Das Gedröhne um die Drohnen

1971 publizierten Paul Dickson und John Rothchild das Buch The Electronic Battlefield, das elektronische Schlachtfeld. Die letzte Auflage erschien im Juni vergangenen Jahres. Die Autoren schildern, ausgehend von den Erfahrungen des Vietnamkriegs, wie elektronisch gesteuerte Waffensysteme immer mehr das Geschehen auf dem Schlachtfeld bestimmen und menschliches Handeln ersetzen. Diese Entwicklung hat jetzt zum zunehmenden Einsatz von unbemannten Flugzeugen geführt, Drohnen genannt.

Diese ferngesteuerten Flugzeuge werden zur Aufklärung eingesetzt, inzwischen auch als Kampfmittel. Nun hat die Bundesregierung angekündigt, Drohnen für die Bundeswehr anzuschaffen.

25. Januar 2013

Narzißmus überall. Kinderbücher, Politische Korrektheit und politische Psychologisiererei

Das gibt es noch! Natürlich in Wien, wo sonst.

Dort leben und arbeiten der Kunstkritiker Matthias Dusini und Thomas Edlinger, Kulturjournalist und Kurator. Gemeinsam haben sie im vergangenen Jahr ein Buch publiziert, "In Anführungszeichen - Glanz und Elend der Political Correctness".

Nach den Kritiken zu urteilen, ist das ein amüsantes und kenntnisreiches Buch, und keineswegs ein undifferenziertes Plädoyer für PC; oder gar eine Kritik an den Kritikern der PC. Eva Stanzl resümierte in der Wiener Zeitung:

24. Januar 2013

Zettels Meckerecke: "Brüderle und die anderen schamlosen Böcke in Nadelstreifen". Die linke Diffamierungskampagne gegen die FDP ist angelaufen

Laura Himmelreich, Journalistin beim "Stern", hat es ein Jahr lang mit sich herumgetragen. Niemandem konnte sie sich, so scheint es, öffnen.

Vielleicht hat sie in diesem Jahr eine Therapie gemacht und durch diese jetzt die Kraft zu sprechen gewonnen. Vielleicht hat auch der Anblick Rainer Brüderles auf allen Kanälen nach seiner Kür zum Spitzenkandidaten das alte Trauma wieder aufbrechen lassen. Jedenfalls: Jetzt hat sie sich offenbart.

Die Geschichte ihres traumatischen Erlebnisses ist im heutigen "Stern" zu lesen. Die Redaktion fand sie wichtig genug, um schon gestern einen ausführlichen Vorausbericht in "Stern-Online" zu bringen, verfaßt nicht von dem Opfer selbst, sondern von Franziska Reich und Andreas Hoidn-Borchers; dieser immerhin ehemals Leiter des Hauptstadtbüros des "Stern"; jetzt Edelfeder. Chefsache also.

23. Januar 2013

Das Sechseck, Madame Cornut und das Schicksal des Fünf-Gänge-Menüs. Zum Jahrestag des Élysée-Vertrags ein kleines Frankreich-Potpourri


Ein pot-pourri, das ist ein Topf, in den man frische oder getrocknete Blumen legt. Die Blüten verrotten allmählich, und dabei geben sie noch einmal Duft ab. Hier ist ein kleines französisches Potpourri; zusammengepflückt aus früheren Artikel in ZR, die ich gekürzt und überarbeitet habe.



Als Gott Frankreich erschuf, gab er ihm die Form eines Hexagons - nicht einfach eines Sechsecks, sondern eines nahezu perfekt regelmäßigen, gleichseitigen und gleich­winkligen Sechsecks.

Fast ringsum sind es natürliche Grenzen, welche die Kanten dieses Sechsecks bilden:

Zitat des Tages: "Kriminalität und soziale Ungerechtigkeiten". Der Antiamerikanismus des deutschen Spießers, einst und jetzt

Auffällig ist ..., dass das Bild der Deutschen vom Leben in den Vereinigten Staaten und der Rolle der Vereinigten Staaten in der Welt stark von Negativklischees geprägt ist. (...)

Die Befragten wurden gebeten anzugeben, welche ... Eigenschaften auf die Vereinigten Staaten zutreffen. 77 Prozent wählten die Aussage "Viel Kriminalität" aus (...).

An zweiter Stelle der den Vereinigten Staaten zugeordneten Eigenschaften stehen gleichauf "Schöne Landschaften" und "Große soziale Ungerechtigkeiten". Zu den häufiger genannten Punkten gehören auch "Viel Hektik, Stress" (45 Prozent) und "Oberflächlichkeit" (42 Prozent).
Aus einem Artikel in der heutigen FAZ, in dem Thomas Petersen über eine aktuelle Umfrage von Allensbach zum Thema USA berichtet.

Kommentar: Die Umfrage zeigte neben den in dem Zitat genannten noch weitere erschreckende, ja hanebüchene Vorurteile gegenüber den USA:

Konformistische Individualisten, staatsfromme Revolutionäre. Zum Jahrestag des Élysée-Vertrags ein Blick auf französische Widersprüchlichkeiten


Wer im Deutschland der fünfziger, sechziger, siebziger Jahre als Individualist gelten wollte, der versah sich oft mit Französischem: Er rauchte Gauloises, bot seinen Gästen Beaujolais an, fuhr einen 2CV (oder, wenn wohlhabend, einen Citroen DS), begeisterte sich für Juliette Gréco und jene Barbara, die in Göttingen mit einem Riesenerfolg auftrat. Er richtete sich philosophisch an Sartre und Camus aus, schätzte die mageren Gestalten, die Bernard Buffet malte, und die blauen Kleckse von Yves Klein. Er liebte die Filme von Jean-Luc Godard, François Truffaut und jenes jungen Claude Chabrol, der noch keine Krimis drehte, sondern Weltschmerz-Filme wie "Les cousins".

Reiste ein solcher Individualist nach Frankreich, dann machte er in der Regel zwei ernüchternde Entdeckungen:

22. Januar 2013

Mal wieder ein kleines Quiz: "Bei der Familienpolitik geht es um das Überleben eines Landes"

In dreißig Jahren wird es mehr Franzosen als Deutsche geben. Die Deutschen haben gar keine Familienpolitik. Familienpolitik ist kein Club Méditerranée. Da geht es um das Überleben eines Landes. Ohne Familienpolitik begeht ein Land Selbstmord auf Raten. In dieser Hinsicht ist das französische Modell viel besser.

Wer sagte das kürzlich wo?

Das Ziel der französischen Intervention ist "die vollständige Rückeroberung Malis". Was das bedeutet, und was nicht

Falls Sie eine gute halbe Stunde Zeit haben und Französisch verstehen, dann empfehle ich Ihnen, sich die gestrige Hauptnachrichtensendung des malischen Fernsehens anzusehen. Sie bekommen dann einen Eindruck von der Stimmung, die derzeit in Mali herrscht: Eine Welle des Patriotismus, gerichtet auf die reconquête Nordmalis; seine Rückeroberung von den Terroristen (das ist die in dieser Sendung häufigste Bezeichnung für die Dschihadisten). Die französische Intervention hat offenbar eine massive psychologische Wirkung; die Malier glauben jetzt an den Sieg.

Am Sonntag hat der franzlösische Verteidigungsminister Jean-Yves Le Drian dieselbe Parole ausgegeben: Das Ziel der Intervention sei die "vollständige Rückeroberung" Malis.

21. Januar 2013

"Leihstimmen"? Wie versucht wird, den gestrigen Wahlerfolg der FDP gegen sie zu wenden

Alle Stimmen bei demokratischen Wahlen sind Leihstimmen. Man schenkt einem Kandidaten oder einer Partei ja nicht seine Stimme; dann wäre man sie für immer los. Man verkauft sie nicht; hoffentlich nicht. Sondern man leiht sie; für die Dauer einer Legislaturperiode oder Amtszeit. Danach bekommt man sie zurück und kann sie jemandem anderen, kann sie einer anderen Partei leihen.

Am gestrigen Wahlabend durchzog das Wort "Leihstimmen" die TV-Berichterstattung; auch die Print- und Internetmedien benutzen es, von "Spiegel-Online" über die "Wirtschafts­woche" bis zum "Neuen Deutschland".

Der Grund war das - gemessen an den Umfragen - überraschend gute Abschneiden der FDP; unterfüttert durch die Ergebnisse einer Nachfrage der "Forschungsgruppe Wahlen" an den Wahllokalen unter FDP-Wählern, von denen rund 80 Prozent sagten, ihre "Lieblingspartei" sei die CDU.

20. Januar 2013

Kirchhofs „Kurtaxe“: Ein schlechtes Argument und ein guter Vorschlag

Paul Kirchhof ist dem an Politik Interessierten in den letzten Jahren wenigstens zweimal über den Weg gelaufen. Nachdem die CDU 2003 ihr recht liberales "Leipziger Programm" beschlossen hatte, war Kirchhof im Schattenkabinett für die Wahl 2005 als Finanzminister vorgesehen und sollte in dieser Funktion das umsetzen, was die FDP dann noch einmal im Wahlkampf 2009 gefordert (und bislang nicht geliefert) hat, nämlich ein "einfaches, transparentes und gerechtes Steuersystem". Daß es 2005 nicht für einen schwarz-gelben Sieg reichte, dürfte nicht zuletzt mit Kanzler Schröders unfairen, aber wirkungsvollen Attacken auf den "Professor aus Heidelberg" zusammenhängen.

Kirchhof hat sich seitdem einem neuem Thema gewidmet, nämlich der Finanzierung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks. Das von ihm maßgeblich entwickelte Modell einer "Wohnungspauschale", das seit Anfang dieses Jahres in Kraft ist, hat Kirchhof nun gestern ausführlich in einem Interview mit der F.A.Z. verteidigt. Seine Verteidigung des öffentlich-rechtlichen Systems insgesamt ("nichtkommerzielle Medien sind eine Existenzbedingung des Verfassungsstaates") sei hier einmal ausgeklammert; schauen wir uns vielmehr seine Argumente für das neue Modell an.

Niedersachsen - Schicksalswahl für Steinbrück? Für Rösler?

Sieht man von Frank-Walter Steinmeier ab, der nicht Kanzler werden will, dann ist in der SPD-Spitze weit und breit niemand außer Peer Steinbrück zu sehen, dem man es zutrauen mag, das Amt des Kanzlers der Bundes­republik Deutsch­land mit Erfolg zu führen.

Sigmar Gabriel, der einstige Pop-Beauftragte? Ein irrlichternder Mann, dessen Stärke es ist, mal Dies und mal Jenes zu erdenken und es rhetorisch ansprechend mitzuteilen. Ministerpräsident wurde er als Nachrücker für Gerhard Schröder; bei erster Gelegenheit wählten ihn die Niedersachsen wieder ab. Seine außenpolitische Reife mag man daran ermessen, daß er die Lage im Westjordanland vergangenes Jahr als "ein Apartheid-Regime" charakterisiert hat.

Hannelore Kraft?

19. Januar 2013

Warum schlug die Regierung Algeriens mit einer solchen Härte zu? Hintergründe der heute beendeten Geiselnahme


Schauen Sie sich bitte einmal diese Karte Algeriens an (für eine vergrößerte Version bitte zweimal auf die Abbildung klicken). Sie sehen im Südwesten und Südosten wie mit dem Lineal gezogenen Grenzen, wie sie typisch für eine künstliche Grenzziehung am Reißbrett sind.

Die Sahara ist geographisch und ethnisch nicht in einen algerischen, einen malischen und einen Anteil von Niger geteilt. Die Bevölkerung - vor allem Tuareg - wohnt diesseits und jenseits der Grenzen und bewegt sich oft frei über diese hinweg. Dasselbe können Dschihadisten, wenn sie auch mit ihren Pickups mehr auf Pisten angewiesen sind.

Zitat des Tages: "Die Autonomie des Individuums mit seiner Einwilligung untergraben". Drei Methoden, erwünschtes Verhalten zu erreichen

In manchen Kulturen sind der Genuss von Alkohol oder der Verzehr bestimmter Fleischsorten untersagt. Hierzulande wird lieber gekenn­zeichnet, benannt, vorgesorgt, nachgesorgt, bewertet, informiert, offengelegt, enttarnt, mit einem Siegel versehen, mit einem Negativ-Preis geehrt und so weiter.

Die Autonomie des Individuums mit seiner Einwilligung zu untergraben, ist im Vergleich zur autoritären Erteilung von Befehlen oder Verboten die überlegene Führungsstrategie.
Tanja Dückers heute in "Zeit-Online" unter der Überschrift "Verbotskultur - Der Zwang, freiwillig vernünftig zu sein".

Kommentar: Mit dieser trefflichen kleinen Glosse reagiert Tanja Dückers auf einen kürzlichen Artikel ihrer Kollegin Lisa Caspari, in dem diese die Neigung der "Grünen" zum Verbieten verteidigt hatte (siehe Zitat des Tages: "Die Grünen", Partei der Verbieter; ZR vom 10. 1. 2013). Dückers argumentiert also, das Verbieten sei ja noch nicht das Schlimmste, jedenfalls nicht das Wirkungsvollste: "Denn mehr noch als eine Verbotskultur wirkt hierzulande eine Kultur der freiwilligen strengen Selbstkontrolle".

Wie denken die Bewohner Malis über die Scharia? Eine Gallup-Umfrage

Auch in Mali führt Gallup regelmäßig Umfragen durch. Gestern hat das Institut Ergebnisse einer Umfrage veröffentlicht, die im Oktober und November 2012 stattfand. Gleichlautende Fragen waren auch 2010 und 2011 gestellt worden.

In diesen beiden vorausgehenden Jahren waren die Malier mit ihrer - demokratisch gewählten - Regierung überwiegend zufrieden gewesen (in beiden Jahren hatten 71 Prozent "Vertrauen in die Regierung"). Nach dem Militärputsch im März 2012 hat sich die Stimmung offenbar gedreht.

18. Januar 2013

Zitat des Tages: "Berlin lässt die Franzosen allein die Kastanien aus dem Feuer holen". Gero von Randow zu Mali

Die eigentliche Bedeutung des Mali-Krieges ist geopolitisch. Eine verschärfte Immigration aus der Region, vor allem nach Frankreich, macht die Sicherheit des Landes zu einem Problem der inneren Sicherheit Europas. (...)

Um so bitterer wird in Paris registriert, dass Deutschlands Reaktion auf den Kriegsausbruch in erster Linie darin bestand, gleich mal klarzustellen, was alles nicht geht. (...) Heute geht es um Europas Interessen – doch Berlin lässt die Franzosen allein die Kastanien aus dem Feuer holen.
Der Pariser Korrespondent der "Zeit", Gero von Randow, gestern in "Zeit-Online".

Kommentar: Von Randows Artikel liefert die klarste und informativste Analyse der politischen Seite der Intervention in Mali, die ich bisher auf deutsch gelesen habe. Ich empfehle die Lektüre sehr.

Von Randow entwickelt eine Analyse so, wie man sie in Deutschland meist vermißt: Auf geopolitischer, auf macht­strate­gischer Ebene; auf der Ebene wirtschaftlicher Interessen.

17. Januar 2013

Zitat des Tages: Zwangsumsiedlung als "Zeichen gegen Intoleranz". Was im Rechtsstaat Niederlande möglich ist

Amsterdam will ein Zeichen gegen Intoleranz setzen und alle Homosexuellen- und Ausländer­hasser zwangsweise aus der Stadt in Container-Wohnungen umsiedeln. Liberale, Grüne und Linke beteiligen sich.
Vorspann eines Artikels in der heutigen "Welt"; Überschrift: "Amsterdam siedelt Ausländer- und Schwulenhasser aus".

Kommentar: Meine Reaktion, als ich so weit gelesen hatte, war Kopfschütteln.

Sollte es tatsächlich im liberalen Holland, sollte es in dem Rechtsstaat Niederlande möglich sein, daß eine städtische Behörde Bürger einfach zwangsumsiedeln darf, nur weil sie eine bestimmte, wenn auch extreme Meinung haben?

Raumstation, aufblasbar. Wird die private Raumfahrt zur Erfolgsgeschichte? Und die ESA baut an "Orion" mit


Welch ein eigenartiger Knubbel ragt auf der Zeichnung rechts aus der Raumstation ISS? Es ist BEAM - ein Bigelow Expandable Activity Module. Bigelow ist die Firma, die es bauen wird, dieses aufblasbare Aktivitätsmodul.

Die Idee ist simpel, und sie ist die Antwort auf ein offensichtliches Probem der bemannten Raumfahrt: Astronauten brauchen in längerdauernden Einsätzen Lebensraum. Einigermaßen geräumige Raumschiffe kann man aber nicht mit einem einzigen Raketenflug ins All schießen; nicht nur aus Gewichtsgründen, sondern auch, weil sie wegen ihrer schieren Größe nicht als Nutzlast auf eine Rakete aufgesetzt werden können.

Es gibt dann im Prinzip zwei Möglichkeiten:

Mali: Bisherige Blauhelme im Antiterror-Kampf? 30 Panzer nach Diabaly. Die Dschihadisten bereiten sich auf den Guerrillakrieg vor

In Artikeln vom Samstag und Montag habe ich über den Anfang der französischen Operation in Mali und ihre drei Phasen berichtet, deren dritte jetzt in breitem Umfang angelaufen ist. Auf das dort Ausgeführte beziehe ich mich im Folgenden und verwende dabei hauptsächlich Informationen aus zwei - nicht allgemein zugänglichen - Artikeln von Stratfor.

16. Januar 2013

Kurioses, kurz kommentiert: "Spiegel-Online" erfindet eine Geisterarmee

In "Spiegel-Online" ist seit heute 11.07 Uhr ein Artikel von Matthias Gebauer und Björn Hengst "Was Frankreich in Mali wirklich will" zu lesen, der vollmundig "die wichtigsten Fakten im Überblick" verspricht.

Aber schon der zweite Satz enthält kein wichtiges Faktum, sondern eine grobe Falschmeldung Sie lautet: "Auch die Truppenpräsenz am Boden wird ausgebaut, derzeit sind französische Soldaten auf dem Weg in den Norden Malis".

Eine erstaunliche Meldung, wenn sie denn wahr wäre.

Zettels Meckerecke: Mißbrauchte Sprachwissenschaft. Das "Unwort des Jahres" ist ein Ärgernis

"Sprachwissenschaft - 'Opfer-Abo' ist Unwort des Jahres" titelt derzeit "Zeit-Online". Kannten Sie dieses Wort bis heute? Ich nicht. Fast alle Deutsch­sprechenden kannten es nicht. Es ist kein Wort der deutschen Sprache; es war das bis 2012 nicht und ist es auch nicht im Jahr 2012 geworden. Es ist ein sogenannter Neologismus, eine Sprachneuschöpfung.

Ein sprachlicher Schnörkel, der jemandem einmal eingefallen ist. Manchmal setzen sich solche Neologismen durch und werden tatsächlich Bestandteil der Sprache. Aber nicht alles, was jemand irgendwann einmal als Neologismus verwendet hat, gehört deshalb schon zur deutschen Sprache.

15. Januar 2013

Lance Armstrong, das Doping und das Gefangendilemma. Warum Doping zugleich absurd und rational ist

Die Show wird zwar erst am Donnerstag ausgestrahlt, aber schon jetzt wissen wir, daß darin Lance Armstrong seine große Doping-Beichte ablegen wird; bei Oprah Winfrey. Die bisher bekannten Einzelheiten kann man heute beispielsweise in der "Welt" lesen.

Armstrong war als Sportler ein Ausnahmetalent. Warum konnte er sich nicht damit begnügen, auf ehrliche Art seine Siege zu erringen; vielleicht den einen oder anderen weniger? Die Antwort ist einfach: Weil ja viele seiner Konkurrenten auch gedopt haben.

Im Grunde ist es absurd:

Mal wieder ein kleines Quiz: Wer tritt hier für den zügigen Ausbau der Kernenergie ein?

Erstens: Solar- und Windkraft können nicht die unersättliche weltweite Nachfrage nach Energie befriedigen, vor allem angesichts des künftigen Bedarfs von sich entwickelnden Volkswirtschaften wie Indien und China. Zweitens: Die Nuklearenergie ist unsere größte Hoffnung, von den fossilen Brennstoffen wegzukommen, welche hauptsächlich für die Treibhausgase verantwortlich sind, die unseren Planeten aufheizen.

Wer ist es, dessen heutige oder früher so geäußerte Ansicht in diesem Zitat wiedergegeben wird?

14. Januar 2013

Die drei Phasen der französischen Intervention in Mali

Der Ablauf der französischen Militär­operation in Mali wird allmählich bekannt. Sie besteht aus drei Phasen: Einer Operation von Spezialeinheiten; Einsätzen der Luftwaffe und drittens dem Aufbau und Einsatz von Bodentruppen, der jetzt angelaufen ist.

Zum besseren Verständnis des Folgenden hier noch einmal die Karte Malis aus meinem Artikel vom Samstag:

"Wagenknecht macht Bogen um Stalinismusopfer". Wagenknecht, Ulbricht und Rosa Luxemburg


Hier sehen Sie Sahra Wagenknecht, gestylt als die zweite Rosa Luxemburg. Sie ist bekennende Kommunistin; ihre Mitgliedschaft in der "Kommunistischen Plattform", zu deren Führungsriege sie seit 1991 zählt, ruht lediglich, seit sie im Februar 2010 ihre Kandidatur für den stellvertretenden Vorsitz der Partei "Die Linke" anmeldete.

Gestern fand die alljährliche Liebknecht-Luxemburg-Demonstration statt, zu der Sie nähere Informationen hier finden. Dazu gehört der Besuch der "Gedenkstätte der Sozialisten" auf dem Zentralfriedhof Friedrichsfelde in Berlin-Lichtenberg, wo rote Nelken und Kränze niedergelegt werden. Wie stets nahm in vorderster Reihe die Prominenz der Partei "Die Linke" teil.

Nun existiert seit 2006 neben dieser Gedenkstätte auch ein kleiner "Gedenkstein für die Opfer des Stalinismus", wo die Parteiführung inzwischen ebenfalls zu einem kurzen Gedenken verweilt. Dazu gestern die "Welt" unter der Überschrift: "Linkspartei - Wagenknecht macht Bogen um Stalinismus­opfer":

13. Januar 2013

Zitat des Tages: Die Energiewende und eine "Kosmische Katastrophe"

Weil der Umbau der deutschen Stromnetze stockt, wächst in der Regierung die Bereitschaft zu einer radikalen Wende: Der Staat soll das Leitungssystem ganz oder teilweise übernehmen.

(...) Ein Scheitern der Energiewende malt sich der Minister bereits als Katastrophe kosmischen Ausmaßes aus. Wenn es nicht gelinge, die Verteilernetze des Nordens und Südens zu synchronisieren, dann werde es irgendwo in der Mitte Deutschlands zu einem großen Knall kommen. Der sei, so orakelt Altmaier, "noch auf dem Mond zu sehen und auf dem Mars zu hören".
Vorspann und letzte Sätze eines Artikels im gedruckten "Spiegel" der kommenden Woche (3/2013 vom 14. 1. 2013, S. 30 - 31). Überschrift: "Energie - Kosmische Katastrophe".

Kommentar: Eine Verstaatlichung liegt in der Logik der "Energiewende". Sie ist marktwirtschaftlich nicht umzusetzen, weil ja die Vorgaben - der "Ausstieg" aus der Atomenergie, der massive Ausbau der Wind- und Solarenergie - nicht wirtschaftlicher und technischer Vernunft entsprangen, sondern einer ideologischen Richtungsentscheidung.

12. Januar 2013

Mali: Befinden sich bereits deutsche Soldaten einer Spezialeinheit im Land?

Stratfor hat gestern in einem - nicht allgemein zugänglichen - Artikel Informa­tionen zusammengestellt, die den Hintergrund der inzwischen bekannt­gegebenen französischen Intervention erhellen.

Danach haben verschiedene Gruppen von Dschihadisten seit einigen Tagen das von ihnen kontrollierte Gebiet beträchtlich ausgedehnt; von der algerischen Grenze bis bereits kurz vor Mopti, das sie aber noch nicht genommen haben. Hier sehen Sie die Lage dieses Gebiets:

Mali und deutsche Interessenpolitik. Das Beispiel Israel

Gestern hat Präsident Hollande die Entsendung französischen Truppen nach Mali bekanntgegeben. Er hat das damit begründet, daß die malische Regierung um militärische Hilfe gegen die vordringenden "terroristischen Elemente" gebeten habe. Punkt.

Solche militärischen Interventionen Frankreichs in Afrika hat es immer wieder gegeben; zur Wahrung nationaler Interessen in dem ehemaligen französi­schen Kolonialgebiet. Zu dem auch Mali als Französisch-Sudan bis 1960 gehört hatte.

Zitat des Tages: Das Dschungelcamp, Helmut Berger und die Mitte der Gesellschaft. Nebst einem Hinweis auf das Regietheater

Nachdem das Dschungelcamp anfangs arg umstritten war, hat das Format in den vergangenen Jahren an Akzeptanz gewonnen. Niemand muss sich mehr schämen zuzugeben, dass er die Sendung guckt. Die Dschungelshow ist in der Mitte der Gesellschaft angekommen, unter den Zuschauern der letzten Staffel befanden sich erstaunlich viele Akademiker.
Carsten Heidböhmer in "Stern.de" über die aktuelle Staffel der RTL-Sendung Ich bin ein Star, holt mich hier raus, besser bekannt als das "Dschungelcamp".

Kommentar: Betitelt ist der Artikel "Ein unwürdiges Schauspiel", und er handelt hauptsächlich davon, daß Helmut Berger einer der Insassen dieses "Camps" ist; ein Mann, über dessen Niedergang kürzlich Alexander Kühn im gedruckten "Spiegel" schrieb:

11. Januar 2013

Der Fall Kinski. Der Darsteller eines Schauspielers. Kein Genie, aber ein Schuft. Anmerkungen zum Buch von Pola Kinski


Klaus Kinski hat also offenbar über viele Jahre seine Tochter Pola mißhandelt und vergewaltigt. Sie hatte nach der Scheidung ihrer Eltern zunächst bei ihrer Mutter gelebt. Nachdem diese einen neuen Mann kennenlernte, kam sie zu ihrem Vater; so berichtet es der "Stern" in seiner Internetausgabe:

Deutschland im Öko-Würgegriff (37): Wider die Fleischeslust

Das ideale Ergebnis der grünroten Volkserziehung ist ein Staat, in dem alle Bürger radfahrende, pazifisti­sche, feministische, nicht­rauchende, normalgewichtige, umweltbewußte, wissenschafts- und technikfeindliche Vegetarier sind.

Mit anderen Worten: Ein Lebensstil, der bis in die letzten Jahrzehnte des zwanzigsten Jahrhunderts derjenige von Außenseitern und Aussteigern war, soll nun der ganzen Gesellschaft verordnet werden; ihr durch Propaganda nahegebracht, ihr aber auch durch Gesetze aufgezwungen werden

10. Januar 2013

Zitat des Tages: "Die Grünen", Partei der Verbieter

Sie wollen das Ponyreiten auf Jahrmärkten abschaffen, lassen Raucher in der Kälte frieren, möchten Autofahrer mit Tempo 30 quälen und Kinder von Süßigkeiten fernhalten. Sapperlot, was sind die Grünen doch für Spaßbremsen!
Beginn des gegenwärtig meistgelesenen Artikels in "Zeit-Online"; Überschrift: "Warum die Grünen gerne Tugendwächter sind".

Kommentar: Sie werden es sich gedacht und es spätestens beim letzten Satz des Zitats gemerkt haben: Natürlich wird in einem Artikel in "Zeit-Online", das inzwischen so etwas wie das publizistische Sprachrohr der Partei "Die Grünen" ist, nicht gegen diese Partei argumentiert.

Der Artikel von Lisa Caspari dient allein apologetischen Zwecken. Die Autorin befaßt sich mit dem Tugend-Vorwurf gegen die "Grünen", um ihn zu widerlegen.

Rußland auf hegemonialem Kurs. Die Vorhersagen von Stratfor. Nebst Links und Kommentaren


Wie schon in einem vorausgehenden Artikel erwähnt, ist die Analyse von Stratfor für das kommende Jahr nicht allgemein zugänglich. Ich kann aber Auszüge daraus zusammenfassen und aus meiner eigenen Sicht kommentieren: Nach Syrien heute zu Rußland; auch diesmal ergänzt durch Links zu früheren Artikeln in ZR.

9. Januar 2013

Höllische Bouillabaisse. Eine kleine Geschichte aus Marseille


Vielleicht ist die Geschichte nicht wirklich erzählens­wert. Mir hat sie gefallen; und immerhin findet man sie im französischen Weltblatt Le Monde; als Auftakt zu einer Serie von Artikeln, die sich in diesen ersten Januartagen mit der Kultur des Mittelmeers befassen. Also ein Beitrag aus dem Kulturteil; basierend auf einer Sendung von Arte, das in Frankreich auch ein Radioprogramm hat.

Zitat des Tages: "Ein klarer Nachweis für die Erderwärmung"

So heiß war es in den USA noch nie - seit der ersten Wetteraufzeichnung vor 117 Jahren. 2012 gab es mit 12,94 Grad einen neuen Rekord. 1,83 Grad höher als der Durchschnitt des 20. Jahrhunderts lagen damit die Temperaturen. Für Klima­forscher ein klarer Nachweis für die Erderwärmung.
Beginn eines Artikels, der seit gestern Abend bei "Spiegel-Online" zu lesen ist.

Kommentar: Einige Schlagzeilen aus den letzten Wochen und Tagen:

Christenverfolgung in kommunistischen und islamischen Ländern


Die Hilfsorganisation Open Doors hat ihren Jahresbericht 2013 zur Verfolgung von Christen vorgelegt. Hier ist die Liste der 25 Staaten, in denen Christen am meisten in der Ausübung ihrer Religion behindert werden:

7. Januar 2013

Wie wird es in Syrien weitergehen? Die Vorhersage von Stratfor und das Problem arabischer Nationalstaaten

Wir tendieren dazu, uns kriegerische Auseinandersetzungen wie jetzt in Syrien so vorzustellen wie den russischen oder den spanischen Bürgerkrieg im vorigen Jahrhundert: Zwei Parteien stehen sich gegenüber. Nach einigen Jahren des Bürgerkriegs siegt eine; in Rußland damals die Bolschewiken, in Spanien die Faschisten. Aber muß das eigentlich auch in Syrien so sein? Muß es überhaupt in Arabien so sein?

Stratfor hat heute seine Vorhersagen für 2013 vorgelegt. Der Bericht ist nicht allgemein zugänglich; aber ich kann zusammenfassen, was dort über Syrien zu lesen ist (eines der vielen Themen dieser ausgezeichneten Analyse):

Christian Wulff, Bettina Wulff. Eine Geschichte, wie sie das Leben schreibt. Rückblick

Sie sind oft kitschig, die Geschichten, die das Leben schreibt. Die Geschichte des Christian Wulff ist so, daß sie kaum in einen Heftchenroman paßt: Ein solider, verläßlicher und eher bescheidener Mann, der an eine Frau gerät und der damit sein Leben auf den Kopf stellt. An eine Frau, die ihn in die Glitzerwelt einführt; die von ihm erhofft, in die Welt der Macht und des Reichtums zu gelangen.

Jetzt ist eingetreten, was zu erwarten gewesen war, nachdem das Glitzern vorbei war und die Macht: Das Ehepaar Wulff hat sich getrennt. Das Folgende habe ich im Februar 2012 geschrieben und jetzt unwesentlich aktualisiert:

6. Januar 2013

Die FDP und ein Heiliger Drei König


Kaspar, Melchior und Balthasar - wen man wem zuordnet, ist eine Sache persönlicher Präferenz. Die Heiligen, oder Unheiligen Drei Könige der gegenwärtigen FDP heißen Philipp Rösler, Rainer Brüderle und Christian Lindner. Der im Hintergrund rumorende Dirk Niebel wäre vielleicht gern ein Königsmacher.

Zitat des Tages: "Diese Abkömmlinge von Affen und Schweinen müssen vertrieben werden". Was Präsident Morsi im September 2010 über Israel sagte

Entweder die Zionisten und alles, was sie wollen, oder aber Krieg. Das wissen diese Besatzer des Landes Palästina - diese Blutsauger, die die Palästinenser attackieren, diese Kriegstreiber, diese Abkömmlinge von Affen und Schweinen. (...) Wir sollten jede Form des Widerstands gegen sie einsetzen. Es sollte innerhalb des Landes Palästina militärischen Widerstand gegen diese verbrecherischen Zionisten geben, die Palästina und die Palästinenser attackieren. (...) Sie müssen aus unseren Ländern vertrieben werden.
Ägyptens heutiger Präsident Mohamed Morsi am 23. September 2010 im libanesischen Al-Quds TV. Meine Übersetzung; das englische Transkript finden Sie unten. Die Videoaufzeichnung des Auftritts von Morsi können Sie hier ansehen; es gibt dort auch noch einen weiteren Auftritt vom März 2010, in dem Morsi sich ähnlich äußert.

Kommentar: Über diese Auftritte des Moslembruders Morsi berichtete vorgestern die israelische Zeitung Haaretz, nachdem sie von MEMRI publiziert worden waren; einem proisraelischen Institut, das Nahost-Medien auswertet und auf Englisch verfügbar macht. Einen Bericht finden Sie auch in der "Welt".

Als Morsi diese Äußerungen tat, war er noch nicht gezwungen, so wie heute als Präsident diplomatische Rücksichten zu nehmen. Natürlich würde er inzwischen seine Meinung nicht mehr so unverblümt sagen. Dafür, daß er jetzt anders denkt als vor zwei Jahren, gibt es aber keine Anzeichen.

5. Januar 2013

Stratfors Analysen: Ein Jahr der Entscheidung in Europa (englisch mit deutscher Einführung)

George Friedman macht für das Jahr 2013 eine überraschende Vorhersage: "The most important place to watch in 2013" sei Europa - die wichtigste Weltgegend also, auf die man in diesem Jahr besonders das Augenmerk richten sollte. Warum? Weil sich in diesem Jahr vermutlich entscheiden werde, ob Europa es schafft, aus seiner Krise zu kommen. Einer Krise, die erst eine Finanzkrise war, die jetzt eine Wirtschaftskrise ist und zunehmend auch eine politische und soziale Krise.

Eine soziale vor allem, aus der Sicht Friedmans. Durch die hohe Arbeitslosigkeit in Ländern wie Griechenland und Spanien sieht er nicht nur deren politische Stabilität bedroht, sondern die Zukunft ganz Europas.

4. Januar 2013

Zettels Meckerecke: Eine Bemerkung über Professoren

"Radikales Professoren-Plädoyer - 'Todesstrafe für Leugner des Klimawandel"; so ist es derzeit in "Spie­gel-­Online" zu lesen.

Ein Durchgeknallter äußert Blödsinniges. Ja, warum denn nicht? Es wimmelt von Durch­geknall­ten, die Blödsinniges äußern. Man könnte das Internet mit derartigen Meldungen zumüllen.

Auch 2012 wurde es nicht wärmer. Fünf Gründe für die Klimareligion


Hier sehen Sie die aktuellen globalen Temperaturdaten der NOAA, der amerikanischen Regierungsbehörde National Oceanic and Atmospheric Administration; die Daten des November 2012, verglichen mit den Monaten November der vorausgegangenen Jahre (für eine vergrößerte Ansicht zweimal auf die Grafik klicken).

Aufgetragen sind die Abweichungen vom langjährigen Mittel; in den beiden unteren Grafiken getrennt nach nördlicher und südlicher Halbkugel und oben für unseren ganzen Globus.

Es war auch 2012 wieder so wie nun schon seit rund 15 Jahren: Es ist immer noch vergleichsweise warm, aber ein Anstieg der globalen Temperatur findet nicht mehr statt; dies, obwohl sich der Anteil von CO2 in der Atmosphäre ständig erhöht; Sie können sich das hier ansehen: