5. Mai 2015

Quo vadis, Blogosphäre?

Über das Wochenende war es etwas ruhiger im kleinen Zimmer. Denn diverse Autoren und Forumsteilnehmer waren in Bamberg beim "Liberalen 1. Mai" der Blogger-Kollegen vom Antibürokratie-Team.

Ein schönes Treffen, ein schönes Programm:
Freitag abend die Gründung des Hayek-Clubs Bamberg mit Einführung von Günter Ederer und einem Vortrag von Sascha Tamm zur liberalen Sozialpolitik.
Samstags eine Stadtführung mit Schwerpunkt "Hexenverfolgung" - dieses Thema werde ich bei Gelegenheit hier vertiefen. Nachmittags dann zwei sehr gute Vorträge von Christian Hofmann ("Lügenpresse? Wahrheitsblogger?") und Igor Ryvkin ("Liberalismus und Libertarismus in Rußland"). Und noch einer zur Währungspolitik, bei dem ich mal "nil nisi bene" anwende.
Abends eine Podiumsdiskussion mit Frank Schäffler, dem bayrischen FDP-Vize Körber und dem Politikwissenschaftler Saalfeld aus Bamberg zum aktuellen Stand der Schuldenkrise.
Und am Sonntag dann einen leckeren Brunch mit einer Diskussion zwischen dem Öko-Autor Michael Miersch und einem Ex-Bio-Landwirt.

Wichtiger als das offizielle Programm waren aber die persönlichen Gespräche mit Kollegen aus der deutschen Blogger-Szene.
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Allen voran natürlich Urgestein Achim Hecht. Das 10-jährige Jubiläum des von ihm gegründeten A-Team-Blogs war ja auch Anlaß der von ihm mit großem Engagement organisierten Veranstaltung.
Und dazu noch eine Reihe weiterer alter Bekannter, die schon bei den Vorgängerveranstaltungen, den liberalen Bloggertreffen in Gummersbach mitgemacht hatten.

Aber gerade der Vergleich zeigt: Die Szene ist nicht gewachsen. Im Gegenteil. Viele früher aktive Blogger haben aufgehört oder schreiben nur noch ganz sporadisch.

Richtig erfolgreich ist im liberalen Spektrum nur die "Achse des Guten". Die eigentlich immer nur mit Abstrichen ein Blog war, heute eher ein journalistisches Profi-Produkt mit eingestreuten Gastbeiträgen ist. Die Achse ist lebendig, gut, umstritten und ein "Leitmedium" für die Szene.

Aber dann? Dann haben wir noch das A-Team und Zettels Raum. Beide in der Produktivität nicht mehr so aktiv wie einst. Und wir haben diverse Blogs von Einzelautoren, die meisten kommen über ein/zwei Beiträge im Monat nicht hinaus, die Leserschaft ist überschaubar.

Außerhalb des liberalen Bereichs sieht es offenbar auch nicht viel anders aus. Im konservativen Bereich gab es ohnehin keinen großen Hang zum Bloggen, bei den Kollegen links gibt es zwar Qualitätsangebote wie "Rot steht uns gut" oder "Deliberation Daily", die aber auch recht selten publizieren.

Eine Blogger-Szene wie in den USA, bei der einflußreiche Blogger Millionen Leser erreichen und Wahlkämpfe mitentscheiden ist in Deutschland nicht nur nicht vorhanden, sie scheint sich auch nicht zu entwickeln.
Viele Leute schimpfen auf die "Qualitätsmedien" - aber begnügen sich doch mit diesen.

Oder sind Blogs schon wenige Jahre nach Erfindung wieder am Aussterben? Ist vielleicht doch Facebook das nächste angesagte Medium?

Wie auch immer: Wir machen optimistisch weiter. Unseren Glückwunsch an die A-Team-Kollegen zum 10-Jährigen - und das werden wir mindestens auch schaffen.
R.A.

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