20. Januar 2018

Schweden implodiert

Wenn es um Entwicklungen in Europa (und nicht zuletzt Deutschland) geht, dann wird oftmals auf Schweden verwiesen, die in mancher Beziehung "schon­ weiter" sei. Sei es die schwedische Offenheit, der Sozialstaat, das Schulsystem, das Rechtssystem und noch diverse Dinge mehr. Richtig daran ist auf jeden Fall, das Schweden bei einigen Entwicklungen, die wir derzeit in der BRD beobachten, tatsächlich schon Jahre, wenn nicht Jahrzehnte, "vorraus" ist.
Insofern ist Schweden eigentlich ein ausgesprochen interessantes Beispiel, dass sich zu betrachten lohnt, wenn man Entwicklungen, die man in Deutschland in den letzten Jahren angestossen hat, in ihrer Auswirkung beobachten will.


Die vermutlich am Wirkmächtigsten einzuschätzende Entwicklung ist die Zuwanderung. Mitte der siebziger Jahre wurde unter dem damaligen Ministerpräsidenten Olof Palme die folgenschwere Entscheidung getroffen die Einwanderungspolitik des kleinen Landes radikal zu ändern. Die Gesetze wurden massiv liberaler und in den folgenden Jahren kam es zu massenhafter Zuwanderung, vor allem aus muslimischen Ländern (Syrien, Afghanistan, Somalia, Irak, etc.). Die Wirkung war gewaltig. Vor Beginn des Massenzuzugs hatte Schweden eine Bevölkerung von etwa acht Millionen Menschen, davon etwa ein Prozent, dass nicht in Schweden geboren war. Heute sind es mehr als 10. In den neunziger Jahren lag die Einwanderung in einer Größenordnung von bis zu 80.000 Menschen pro Jahr. Auf deutsche Verhältnisse umgerechnet wären das entsprechend 800.000 Menschen pro Jahr. Und zwar jedes Jahr. Heute ist fast jeder fünfte Schwede (17%) entweder selber im Ausland geboren oder das Kind von zwei Einwanderern. Und das sind nur die offiziellen Zahlen.
Im Sinne der modernen Welt also ein ganz vorbildliches Land, dass der "Überalterung" der eigenen Bevölkerung "geschickt" entgegengewirkt hat und heute mehr als 20% größer (im Sinne der Bevölkerung) ist als noch vor 40 Jahren. Und das wirkt auch anderweitig: Die Wirtschaftszahlen aus Schweden sind nicht die schlechtesten der EU, das Wachstum ist deutlich höher als das deutsche, die Verschuldung ist geringer. Das klingt alles sehr positiv. So lange man nicht nachsieht, was sich in Schweden so geändert hat.

Da ist zunächst mal, ganz banal, der Sozialstaat, für den die Schweden ja nun weltweit bekannt sind. Schweden hat schon in den siebziger Jahren eine der höchsten Staatsquoten der Welt gehabt und sie ist auch heute noch sehr hoch. Dennoch werden 58% der heute ausgegebenen Sozialleistungen an Migranten (also an die 17% weiter oben) ausgezahlt, nicht ganz zwei Drittel. Rein mathematisch muss in dem Moment der Anteil der indigenen Bevölkerung deutlich gesunken sein.  Das ist auch nicht besonders verwunderlich, während unter der indigenen Bevölkerung die Beschäftigungsquote bei 82% liegt, so liegt sie bei Zuwanderern bei 58. Zuwanderer stellen 42% der Langzeitarbeitslosen und die Löhne (von denen Steuern ja auch gezahlt werden müssen) sind aufgrund der Qualifikation deutlich niedriger.
Die Bildungsentwicklung ist schlecht. Seit PISA-Untersuchungen durchgeführt werden ist Schweden auf dem absteigenden Ast, in allen drei Bereichen (Mathematik, Naturwissenschaften, Leseverständnis) liegt Schweden inzwischen weit unter dem OECD Schnitt, Tendenz noch deutlich sinkend. Während zwischen dem Jahr 2000 und dem Jahr 2012 als Pisa-Basisjahre beispielsweise Polen oder auch Deutschland (vor der Merkelschen Neuzuwanderung) gewaltige Fortschritte erzielte, gab es in Schweden genau die gegenteilige Entwicklung. Heutige schwedische Schüler sind ihren polnischen oder finnischen Nachbarn deutlich, teilweise Jahre, hinterher, Vergleiche mit echten Bildungseliten wie Shanghai verbieten sich.
Noch weit dramatischer wird es, wenn man sich die Entwicklung der Kriminalität ansieht. Seit 1975 ist die Menge an Gewaltverbrechen um knappe 300% gestiegen (gleichzeitig ist sie im restlichen Europa eher auf dem Rückmarsch). Statistiken über das Verhältnis von Einwanderern an der Kriminalität insgesamt dürfen nicht mehr erhoben werden, aber Einwanderer stellen inzwischen 50% der Insassen schwedischer Strafanstalten, die zu mehr als fünf Jahren verurteilt wurden. Schweden ist inzwischen, wie das Gatestone Institute in einer Untersuchung ermittelte, die Vergewaltigungshochburg von Europa. Die Zahl der angezeigten Vergewaltigungen hat sich seit 1975 mehr als vervierzehnfacht (nein, das ist kein Schreibfehler, es sind 1472%). Die Chance vergewaltigt zu werden ist inzwischen in Schweden fast zehnmal so hoch wie im europäischen Ausland und ist eine der weltweit höchsten, die nur noch vom Zwergstaat Lesotho übertroffen wird.
(Kleine Anmerkung an dieser Stelle: Diese Zahlen werden ganz gerne von den "Faktencheckern" unserer Zeit wie Correctiv oder der Tagesschau in Frage gestellt, indem man Nebelkerzen von anderer Verbrechensdefinition und Zählweise einwirft. Es gibt allerdings inzwischen deutliches Material von ganz unterschiedlichen Quellen, die diese Nebelkerzen ad absurdum führen. An der Stelle sei nur als Randbemerkung eingefügt, dass solche "Faktenchecker" gerne darauf hinweisen, dass die meisten Vergewaltigungen ("Überfallvergwaltigungen") nicht durch Unbekannte erfolgen. Das ist oftmals richtig. Aber nicht in Schweden. Dort schon. Merk mal was.)
Um es plakaktiv zusammen zu fassen, Schweden ertrinkt in Kriminalität (für europäische Verhältnisse), hat riesige Probleme seinen Sozialstaat weiter aufrecht zu erhalten und bekommt seine Einwanderung nicht in den Griff, von Integration, gar Assimilation, ist schon gar nicht mehr die Rede. Das große Sozialexperiment "Einwanderung" ist krachend(!) gescheitert.
Aber das ist nur ein Teil dieser Betrachtung.

Mindestens ebenso interessant ist die Entwicklung der schwedischen Gesellschaft im Lichte dieser Entwicklungen. Wie oben bereits angedeutet dürfen Statistiken zu Straftaten und Zuwanderung nicht erhoben werden. Das ist teilweise in Deutschland auch der Fall, wenn auch nicht so ausgeprägt. Aber Schweden geht inzwischen einen Schritt weiter. Es werden nicht nur keine Statistiken erhoben, es ist sogar verboten über den Hintergrund eines Täters zu berichten, bevor dieser in Untersuchungshaft sitzt. Bedenkt man, dass die meisten Straftaten diese Schwelle nie überschreiten (denn Untersuchungshaft erfordert neben der trivialen Notwendigkeit den Täter auch zu haben immer noch recht handfeste Gründe, in Deutschland beispielsweise Verdunklungs- oder Fluchtgefahr), so wird damit der größte Teil der Kriminalität von ethnischen Hintergründen gereinigt. Der schwedische Mainstream verfährt eisern nach dem drei Affen Prinzip: Nichts sehen, nichts hören, nichts sagen. In diesem Kontext ergibt sich noch eine weitere Parallele zur deutschen Situation. Ganz ähnlich der AfD, nur eben 25 Jahre früher, bildeten sich in Schweden die Schwedendemokraten, die die Zuwanderung und die Folgen kritisieren. Über die Jahre und mit zunehmenden Problemen wurde die Partei populärer, heute ist sie in ähnlicher Größe der AfD unterwegs und die drittstärkste Kraft in Schweden. Und sieht man sich die Gründe an, warum in Schweden nicht mehr über das Thema gesprochen werden soll/darf, findet man häufig den Ansatz, dass eine solche Diskussion nur die Schwedendemokraten stärken würde (klingt bekannt?).

Eine weitere Parallele zu Deutschland ist das Entstehen von enthobenen, politischen Strukturen, die vermeintliche Probleme adressieren, die derart absurd sind, dass man das nur mit einem kompletten Realitätsverlust erklären kann. So hat Schweden im letzten Jahr eine Gesetzesverschärfung zum Thema Vergewaltigung durchs Parlament gebracht. Liest man das im Kontext wird der geneigte Leser vielleicht auf die Idee kommen: Jetzt haben die das Problem erkannt und setzen härtere Strafen an oder schieben Vergewaltiger (zumindest  die, bei denen das mögich wäre) einfacher ab. Aber nichts dergleichen, es ist fast zu absurd um es zu berichten: Schweden hat die Zustimmungspflicht eingeführt, respektive den Tatbestand der "unachtsamen Vergewaltigung" (böse Zungen würden sagen der "versehentlichen Vergewaltigung"). Dabei geht es im Kern darum, dass beide Partner (im realen Leben die Frau) jeder sexuellen Handlung explizit (also nicht nur nicht nein sagen, sondern laut ja sagen) zustimmen müssen. Schriftlich wäre vermutlich kein Fehler. Und das soll nicht einmal passieren, sondern bei jeder "neuen sexuellen Handlung" von vorne. Womit der vielleicht noch nicht 80-jährige Mensch so ein gutes Dutzend und mehr Zustimmungen am Abend einsammeln sollte. Das ist derart absurd, dass man mit einer Hand nicht mehr hinkommt. Man kann anheim stellen, ob sich die epidemischen Vergewaltigungsprobleme, die man derzeit in Schweden hat, mit solchen Maßnahmen bekämpfen kann. (Da war vermutlich noch die rekersche Armlänge effektiver.)
Simpel gesagt: Das Haus brennt und die Feuerwehr steht daneben und diskutiert über die Frage, ob man die Hauswand nicht mal wieder anders streichen könnte.

Für ein solches Verhalten gibt es ein passendes Wort: Dekadenz. Wenn eine Gesellschaft, ein Volk, eine Gruppe oder auch eine Einzelperson, nicht mehr die drängenden Probleme wahrnehmen kann oder will und sich stattdessen in der Diskussion von Scheinproblenmen ergeht, dann ist dieses Verhalten einfach dekadent. Und dekadente Gesellschaften sind samt und sonders in der Geschichte untergegangen.

Ob Schweden noch zu retten ist? Ich bezweifele es. Zumindest das Schweden, dass einmal existiert hat. Das Problem ist bei weitem zu groß geworden, um noch eine Weiche umzustellen. Heute macht die ingene Bevölkerung noch vier Fünftel der Bevölkerung aus (und ist deutlich älter), in 20 oder 30 Jahren wird es noch die Hälfte sein. Dieser Trend ist unter rechtsstaatlichen Gesichtspunkten nicht mehr zu stoppen, selbst unter nicht rechtsstaatlichen vermutlich nicht mehr. Nicht nur die Assimilation, auch die Integration ist in Schweden gnadenlos gescheitert, der Sozialstaat ächzt und wird, wenn er unter dieser Last mehr zusammensackt, noch mehr Verbrechen hervorbringen, als es heute schon gibt. Was an Eliten da ist, wird irgendwann das Weite suchen, mit zunehmender Gewalt wird die indigene Bevölkerung sich mehr und mehr zurückziehen, was die Separation der Gesellschaft weiter verstärken wird und die Konflikte verschärft. Man wird irgendwann, wenn auch unter wirtschaftlich deutlich besseren Verhältnissen, jugoslawische Verhältnisse vorfinden.
All das bedeutet nicht, dass es nicht weiterhin auch ein Schweden geben wird, in dem sehr viele Menschen leben. Es bedeutet auch keinen wirtschaftlichen Zusammenbruch, wie die Türkei belegt kann auch ein zunehmend muslimisch geprägtes Land durchaus wirtschaftlich erfolgreich sein. Aber all das hat mit dem "liberalen" Schweden, dass man sich in aller Romantik vorstellen mag, nichts mehr zu tun.

Wenn man nun den Blick auf Deutschland schweifen lässt, dann erkennt man, dass die Weichenstellung der letzten paar Jahre durchaus mit dem Schweden der siebziger Jahre kompatibel sind. Und die Folgen sind auch die selben. Selbst die politische Dekadenz ist die selbe. Ich sehe derzeit keinen, aber auch gar keinen Grund, warum es in Deutschland eine bessere Entwicklung geben sollte, als in Schweden. Wenn die Schweden daran gescheitert sind, warum sollte es der BRD gelingen?

Nachsatz: Ich habe diesen Artikel im letzten Jahr geschrieben. In dieser Woche berichten mehrere Zeitungen, dass man sich in Schweden inzwischen Gedanken macht im Inneren das Militär zur Bekämpfung von "Bandenkriminalität" einzusetzen. Wie bezeichnet man einen Staat, der ohne eine akute Katastrophe militärische Mittel braucht, um die innere Ordnung aufrecht zu erhalten?

Um es mit den Worten des großen Fußballphilosophen Trappatoni zu sagen: Schweden hat fertig.


Llarian

© Llarian. Für Kommentare bitte hier klicken.